Die meisten großen Kultureinrichtungen in Berlin erfüllen den Inklusions-Anspruch von Besuchern mit Behinderungen nur eingeschränkt.
Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Datenabfrage des rbb bei elf Theater- und Konzerthäusern mit Landesförderung ab zehn Millionen Euro jährlich hervor. Neun von elf großen Bühnen beschränken die Platzwahl für Besucher und Besucherinnen im Rollstuhl auf eine bestimmte Lage im Saal. In vielen der Hauptsäle sind das Randlagen wie die ersten und letzten Reihen oder Behinderten-Logen weitab der Bühne. Nur zwei der elf befragten Häuser geben Menschen im Rollstuhl eine Auswahl-Möglichkeit. Die Staatsoper bietet Rollstuhl-Plätze in vier verschiedenen Saal-Lagen an, die Deutsche Oper in zwei Platzgruppen.
Keine der elf befragten Bühnen übertrifft in ihrem Hauptsaal die Zielvorgabe von mindestens einem Prozent Rollstuhlplätze bezogen auf alle Zuschauerplätze. Laut der Abfrage nähern sich vier der elf großen Berliner Häuser der Ein-Prozent-Marke buchbarer Rollstuhlplätze an (Volksbühne 0,97 %, Gorki Theater 0,96 %, Schaubühne 0,92 %, Staatsoper 0,88 %). Schlusslichter der abgefragten Häuser sind der Friedrichstadtpalast (0,21 %), das Berliner Ensemble (0,30 %) und die Philharmonie Berlin (0,33 %). Verpflichtend ist der Mindestwert von 1,00 Prozent nach Berliner Verordnung über den Betrieb von baulichen Anlagen erst für Gebäude ab Baujahr 2005. Behindertenvertreter sehen darin aber einen Richtwert für alle Bühnen.
Keine der elf Theater- und Konzerthäuser mit der größten Landesförderung bietet eine Online-Buchung von Rollstuhl-Tickets an.
Für Behindertenvertreter dokumentiert die RBB-Abfrage einen unhaltbaren Zustand. „Das ist wirklich skandalös, beziehungsweise in meinen Kategorien der Interessenvertretung der Menschen mit Behinderung, ist das eine Diskriminierung“, kritisiert Gerlinde Bendzuck, Vorsitzende der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin.