Die IRMA ist von der Weser an die Elbe gezogen: Vom 29. bis 31. Mai fand die Internationale Reha- und Mobilitätsmesse für Alle (IRMA) erstmals in Hamburg statt. Mit dem historischen Schuppen 52 mitten im Hamburger Hafen landete der Veranstalter Escales Verlag einen Coup: Auch wenn die klassischen Messe- und Kongresszentren in direkter Nähe des Dammtorbahnhofs in der Hamburger Innenstadt zentraler liegen, können sie mit dem Ambiente des denkmalgeschützten Kaischuppens aus der Kaiserzeit nicht mithalten.
Knapp 100 Aussteller präsentierten auf der rund 7 000 Quadratmeter großen Messefläche behindertengerechte Pkw und Reisemobile, Rollstühle, Reisedestinationen und – unterkünfte, Gehhilfen, Pflegebetten und Hilfsmittel. Die Fläche in der Mitte der Halle wurde sowohl zum Catwalk für eine Modenschau, zur Bühne für die Apporte Assistenzhunde und zum Testparcours für Rollis und Handbikes. Unter dem historischen Hallendach herrschte damit mehr Event- als sachlicher Messecharakter – und das ist auch ganz im Sinne des Veranstalters: „Die IRMA soll eine familiäre Messe mit Event-Charakter sein. Wir wollten auch Vereine und Verbände mit an Bord haben. Mit so vielen Besuchern haben wir gar nicht gerechnet“, so Catharina Escales. Für den Umzug von Bremen, wo die IRMA in den vergangenen drei Jahren stattfand, nach Hamburg spielte laut Catharina Escales auch der Mangel an barrierefreien Unterkünften an der Weser eine entscheidende Rolle: „In Hamburg konnten wir allein im Scandic Hotel 30 barrierefreie Zimmer buchen. Außerdem haben wir eine tolle Resonanz von der Politik bekommen“, freut sich Escales. Neben Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele zeigten auch das Hamburger Integrationsamt und Hamburg Tourismus mit Informationsständen Präsenz auf der Messe.
Ein beeindruckendes Highlight in Hamburg war der querschnittgelähmte Landwirt Werner Möller aus Schleswig-Holstein, der sich nach seinem Unfall seinen 3,8 Tonnen schweren Traktor behindertengerecht umbauen ließ. Sein essentielles Arbeitsgerät mit Schwenksitz, Hebelift und Handsteuerung stellte Möller auf der IRMA vor. Spaß machten auch die Modenschauen für und mit Menschen mit Behinderung der Bremer Schneiderin Jessica Lewerentz. Ihre Kleidung unter dem Label „Fadenstolz“ könnte auch in einer Boutique im Hamburger Schanzenviertel hängen und passt sich den Ansprüchen von vorwiegend sitzenden Menschen perfekt an. Damit Menschen mit Sehbehinderung sich ohne fremde Hilfe ihr Outfit zusammenstellen können, sind die T-Shirtfarben in Braille-Schrift eingestickt.
Die Veranstalter sind mit ihrer Hamburger Premiere hochzufrieden. „Im Raum Norddeutschland gab es bisher keine Reha-Messe. Die Messen in Düsseldorf und Karlsruhe sind für viele Besucher aus dem Norden einfach zu weit weg“, so Catharina Escales. Pläne für das kommende Jahr hat sie auch schon: „Wir möchten dann noch mehr Kunst und Kultur einbinden.“
Miriam Flüß
Fotos: A.S.P. Petersen, Escales-Verlag, Gerresheimer