Klettergruppe mit Handicap

Das Team der „Klettergruppe mit Handicap.” In der Mitte die beiden Initiatorinnen
Caroline Régnard-Mayer (hinten) und Nicole Reinig (im Rolli).

Hoch hinaus geht es auch für Menschen
mit Einschränkungen. Im südpfälzischen Landau treffen sich regelmäßig
begeisterte Freizeitkletterer.

Es ist einfach ein tolles Gefühl zu klettern. Und eine schöne Bestätigung, dass ich das trotz MS hinbekomme”, freut sich Caroline Régnard-Mayer. Gemeinsam mit Nicole Reinig hat sie die „Klettergruppe mit Handicap” gegründet. „Die ersten Verhandlungen fanden Ende 2018 mit dem deutschen Alpenverein/Sektion Landau statt”, erzählt sie. Nachdem sich die beiden dann noch mit der vor Ort ansässigen Kletterhalle Fitz Rocks auf einen für DAV-Mitglieder ermäßigten Eintrittspreis verständigt hatten, starteten sie im April des letzten Jahres so richtig durch. Angeleitet werden die Teilnehmer von ihrem Trainer Jannik Huberty, der ausgebildeter DAV-Kletterbetreuer für Menschen mit Behinderung ist. Zudem gibt es bei jedem Kletterabend Unterstützung von drei bis vier weiteren DAV-Mitgliedern.
„Wenn nichts krankheitsbedingt dazwischenkommt, klettern wir regelmäßig jeden Freitag um 18.00 Uhr”, so Caroline Régnard-Mayer. Ausnahme bildet jeder dritte Freitag im Monat, wenn die beiden Koordinatorinnen bei ihrer DMSG-Selbsthilfeguppe sind: „An dem Abend findet die Klettergruppe nur freiwillig statt. Wer Lust hat, kann sich mit dem Trainer oder den anderen vom DAV kurzschließen und dann alleine aktiv werden.”

Mitmachen kann generell jeder –
ob mit oder ohne Einschränkungen. Derzeit sind auch zwei Rollstuhlfahrerinnen dabei, darunter Mitorganisatorin Nicole Reinig. „Da sie halbseitige Lähmungen hat, sichern wir sie zu zweit und ein Dritter hilft noch zusätzlich bei den Beinen. Sie hat einen speziellen Gurt, der auch über die Schultern geht. Oft fährt sie direkt an die Wand. Dort macht sie den Knoten am Gurt selbst, wir helfen ihr beim Aufstehen und dann geht es los. Die andere Rollifahrerin hat oft schon zehn, elf Meter geschafft.”An Equipment benötigen alle Teilnehmer einen Klettergurt. „Am besten geeignet sind natürlich auch Kletterschuhe. Ansonsten braucht man nur bequeme Kleidung.” Und wer erst einmal reinschnuppern möchte, kann das Zubehör zunächst direkt in der Kletterhalle ausleihen. Einsteiger sollten sich ruhig trauen: „Es gibt nicht viele Besonderheiten, auf die man beim Klettern mit Handicap achten muss. Man bekommt die Technik vom Trainer erklärt. Er gibt Hilfestellung, er verbessert und lobt einen.”
Die meisten der Teilnehmer haben Multiple Sklerose. Die Gruppe ist aber offen für Menschen mit verschiedensten neurologischen Erkrankungen. „Es kann zum Beispiel auch eine geistige Behinderung vorliegen.” Erforderlich sei dann eben nur, dass der Interessent gut versteht, was zu tun ist. „Er sollte die Anleitungen befolgen können. Da ist gegebenenfalls wichtig, dass eine Bezugsperson dabei ist.”

Klettern als Herzenswunsch
Mit dem Klettern hat sich Caroline ­Régnard-Mayer übrigens einen Herzenswunsch erfüllt, den sie lange hinten anstellte, als die Kinder noch klein waren. „Zuerst habe ich es meinem Sohn ermöglicht.” Jetzt genießt sie den Erfolg, sich trotz Höhenangst endlich selbst in bis zu zwölf Meter Höhe zu wagen. Wäre das nicht auch eine tolle Herausforderung für Sie?

Kontakt:

Caroline Régnard-Mayer
0 63 41 / 89 08 44
caroline.regnard@t-online.de
www.frauenpowertrotzms.de
Nicole Reinig
0 63 41 / 6 30 88 16
nimi.reinig@gmail.com

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel

Weitere Artikel

Letzte Beiträge