Die 19. P.E.G.-Fachtagung rief wieder reges Interesse bei den Akteuren aus dem Gesundheitswesen hervor. Rund 500 Teilnehmer diskutierten in sechs Fachforen die neuesten technologischen Entwicklungen und Möglichkeiten im Rahmen der Robotik. In seiner Begrüßung machte Anton J. Schmidt, Vorstandsvorsitzender der P.E.G eG, deutlich, dass die Vorbehalte der Menschen für neue Technologien noch immer sehr ausgeprägt seien. „Die Ängste, Sorgen und Hoffnungen der Menschen müssen ausbalanciert werden und die Technologien am Menschen orientiert sein “, so Schmidt. Dabei nahm er auch die Leistungserbringer in die Pflicht, die er aufforderte dabei mitzuhelfen, die Unsicherheiten bei den Menschen abzubauen.
Wie wichtig der Mensch bei allen technologischen Entwicklungen ist, machte Prof. Dr. Sami Haddadin, Gründungsdirektor der Munich School of Robotics and Machine Intelligence der TUM in seinem Statement deutlich. Menschen seien die Nutzer der Technologie, weg von einer digitalen Welt, hin zu einer menschenzentrierten Technologie. „Wir nehmen das auch als Wissenschaftler sehr ernst“, so Prof. Haddadin. An Beispielen präsentierte er Möglichkeiten Menschen den Zugang zur Technik zu ermöglichen, sowie Kinder und Jugendliche mit einem sinnvollen Umgang der Robotik vertraut zu machen. Ergänzt wurde dies durch den Institutsleiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Institut für Robotik und Mechatronik, Prof. Dr.-Ing. Alin Albu-Schäffer, der mögliche Anwendungen der Robotik für Patienten und Pflegepersonal aufzeigte. Aber auch die Einsatzbereiche in der Chirugierobotik werden sich seiner Meinung nach ausweiten. „Momentan sind die Kosten noch hoch aufgrund eines monopolistischen Anbieters, aber es werden weitere auf den Markt kommen“, bemerkte Prof. Albu-Schäffer in der nachfolgenden Podiumsdiskussion.
Eine andere Kultur für die Akzeptanz in Zukunftstechnologien wurde in der Podiumsdiskussion, die von Prof. Dr. Jörg Debatin souverän moderiert wurde, von den Teilnehmern gefordert. Offenheit für neue Technologien, mehr Transparenz in der Robotertechnologie, Anpassungen in Studium und Ausbildung sowie eine enge Zusammenarbeit mit allen Entscheidern und Anwendern wurde von den Experten als Basis für eine bessere Akzeptanz gewünscht. So vermisste Daniel Bahr, Vorstand Allianz Private Krankenversicherung AG, eine positivere und fortschrittsfreundlichere Sichtweise in Zukunftstechnologien. „Wir brauchen eine andere Kultur. Wenn es gute Roboter geben wird, die uns zum Beispiel Unterstützung in der Pflege bieten, wird doch niemand sagen, dass wir das nicht nutzen sollen“, so Bahr. Auch Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG, forderte eine breite gesellschaftliche Debatte bei der Gestaltung der Pflege. Dabei sei für ihn durchaus vorstellbar, dass die Robotik hier einen wichtigen Beitrag leiste. „Pflegekräfte dürfen nicht selbst zum Pflegefall werden, weil sie den physischen Anforderungen nicht mehr gewachsen sind“.