Leichtathletik-Weltmeisterschaft: Markus Rehm mit Weltrekord zu Gold, Franziska Liebhardt gewinnt mit Europarekord Silber, Ilke Wyludda holt Bronze.
Er hat es wieder getan: Markus Rehm ist nicht nur seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat Gold gewonnen. Pünktlich zum Jahreshöhepunkt hat der Weitspringer sogar einen neuen Weltrekord in den Sand gesetzt. Rehm (27, Leverkusen, TSV Bayer 04 Leverkusen) erwischte einen perfekten Sprung – und landete bei unglaublichen 8,40 Meter. Elf Zentimeter weiter als seine bisherige Bestmarke. Was für eine Leistung des Paralympics-Stars bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Doha (Katar).
Für das deutsche Team war es am zweiten Wettkampftag schon die dritte Goldmedaille. Zudem gewann Franziska Liebhardt (33, Leverkusen, TSV Bayer 04 Leverkusen) im Kugelstoßen mit Europarekord Silber (Startklasse F37) und Youngster Felix Streng (20, Leverkusen, TSV Bayer 04 Leverkusen) sprang in derselben Klasse wie Rehm (T43/44) auf Platz fünf, nur 14 Zentimeter fehlten zum Podium. Kugelstoßerin Ilke Wyludda (46, Halle/Saale, Hallescher Leichtathletik-Freunde) hat darüber hinaus Bronze geholt.
Markus Rehm hat seine Ziele freilich wieder einmal übertroffen. Gold sollte es sein, der dritte WM-Titel nach 2011 und 2013 sowie eine „8“ vor dem Komma. Dass es mit 8,40 Meter im dritten Versuch gleich noch ein neuer Weltrekord wurde, sorgte bei ihm und Trainerin Steffi Nerius für großen Jubel – und auch bei der Nationalhymne noch für breites Grinsen. „Markus war auf den Punkt topfit. Persönliche Bestleistung und Weltrekord beim Saisonhöhepunkt ist eine überragende Bilanz. Es waren tolle Bedingungen und eine gute Atmosphäre, für so einen Sprung muss alles passen. Ich bin sehr stolz“, freute sich die Speerwurf-Weltmeisterin von 2009. Auch Rehm war entsprechend glücklich: „Es ist fantastisch für mich gelaufen, ein toller Wettkampf“, sagte der 27-jährige Ausnahmesportler. „Ich habe schon im Training gemerkt, dass ich richtig gut drauf bin. Nach dem ersten Sprung, der knapp ungültig war, wusste ich, dass was geht“, erklärte Rehm. Unschlagbar ist der alte und neue Weltmeister, der im Weitsprung der Unterschenkelamputierten in einer eigenen Liga springt. „Trotzdem ist die Entwicklung in der gesamten Klasse super. Das Feld wird in den nächsten Jahren bestimmt noch enger zusammenrücken.“ Rehms Teamkollege Felix Streng landete im selben Wettbewerb auf Rang fünf. Mit 6,77 Metern lag er zwischenzeitlich auf Bronze-Kurs, musste allerdings noch zwei Konkurrenten knapp vorbeiziehen lassen. Zweiter wurde der Niederländer Ronald Hertog (7,26 Meter).
Eine verdiente Silbermedaille errang Franziska Liebhardt. Dabei lieferte sie sich im Kugelstoßen einen packenden Zweikampf mit der Chinesin Mi Na. Die Chinesin verbesserte direkt zu Beginn zweimal die Weltbestmarke, die Liebhardt im Juni 2015 aufgestellt hatte, doch die 33-jährige Leverkusenerin konterte im dritten Versuch mit überragenden 13,39 Meter. Die Freude währte nur kurz, denn Mi Na übertraf die neue Bestmarke direkt wieder mit 13,56 Meter. So fehlten Liebhardt nur 17 Zentimeter zu Gold. Der Trost nach einem dramatischen Wettkampf: Platz zwei und Europarekord. „Ich habe eindeutig Silber gewonnen, bin total zufrieden und richtig happy“, jubelte Liebhardt, die ebenfalls unter Steffi Nerius trainiert, und schob die Kampfansage mit Blick auf die Paralympics direkt hinterher: „Bei mir ist noch einiges möglich. Ich habe mich super entwickelt und es wird bestimmt noch ein Stück weiter gehen. Für Rio nehme ich mir fest vor, die Chinesin zu bezwingen.“
Ilke Wyludda hat es hingegen verpasst, am zweiten Wettkampftag Sportgeschichte zu schreiben. Die Diskus-Olympiasiegerin von 1996 musste sich im Kampf um Gold der Bulgarin Stela Eneva geschlagen geben (11,14 Meter). Da mit dem letzten Wurf auch noch die Mexikanerin Angeles Ortiz Hernandez knapp vorbeizog, blieb Wyludda mit 10,95 Meter der Bronzerang. Zudem hat sich Irmgard Bensusan (24, Midrand/Südafrika, TSV Bayer 04 Leverkusen) nach den Vorläufen mit der viertbesten Zeit für das 200-Meter-Finale qualifiziert.
Damit hat das deutsche Team von Bundestrainer Willi Gernemann bereits dreimal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze auf dem Konto. Am morgigen Samstag geht es spannend weiter, unter anderem starten Irmgard Bensusan (200 Meter) und Speerwerfer Niko Kappel.
In Doha kämpfen die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten mit Handicap in insgesamt 214 Entscheidungen um die WM-Titel. Für das deutsche 30-köpfige Team geht es dabei nicht nur um WM-Medaillen, sondern auch um die ersten Startplätze für die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro.
(pm)