Zum weltweit führenden Branchentreff der Technischen Orthopädie, der OTWorld in Leipzig, präsentiert im Mai 2024 Professor Thomas Brück mit „Green Carbon“ eine innovative Technologie für die Medizintechnik. Mit dem CO2-neutralen Verfahren zur Herstellung algenbasierter Carbonfasern könnten herkömmliche Carbonfasern in der Medizintechnik zukünftig ersetzt werden.
Die Keynote-Vorträge renommierter Experten zählen zu den Highlights im Weltkongress der OTWorld. Neben dem KI- und Robotik-Experten Professor Claudio Castellini und der Glücksexpertin Professor Ricarda Rehwaldt konnte für die kommende Veranstaltung im Mai 2024 Professor Thomas Brück, Inhaber des Werner Siemens-Lehrstuhls für Synthetische Biotechnologie sowie Direktor des Algentechnikums an der Technischen Universität München, gewonnen werden.
Innovation und Nachhaltigkeit stehen im Mittelpunkt von Professor Brücks Forschung. Die Natur dient als Vorbild für seine Arbeit, da sie zirkulär agiert und keine Reststoffe erzeugt. Seine Vision einer zukünftigen Bioökonomie basiert auf einer ressourceneffizienten, CO2-neutralen Herangehensweise. „Wenn wir die Zukunft für unsere Kinder und auch die Kompetitivität unserer Industrie sichern wollen, muss es künftig in Richtung einer zirkulären Bioökonomie gehen, die biobasiert nachhaltig ist, die CO2 als einen Rohstoff nutzt und maßvoll mit den gegebenen Ressourcen umgeht“, sagt Professor Brück.
In seiner Keynote „Green Carbon Fiber – A sustainable material for high performance applications in medical technology” wird Professor Brück auf der OTWorld 2024 das CO2-neutrale Verfahren zur Herstellung algenbasierter Carbonfasern vorstellen und aufzeigen, wie die Orthopädie-Technik von der wegweisenden Technologie profitieren kann.
Potenzial für eine nachhaltige Medizintechnik
„Green Carbon“ könnte herkömmliche Carbonfasern in der Medizintechnik ersetzen, die aufgrund ihrer Herstellungs- und Entsorgungsprozesse als nicht nachhaltig einzustufen sind. Das neue Verfahren verspricht nicht nur verbesserte Leistungseigenschaften, sondern auch eine umweltfreundliche Produktion.
Carbon ist als Werkstoff aus der Industrie und insbesondere aus der Orthopädie-Technik nicht wegzudenken. „Carbonfaser ist sehr leicht und stabil, sogar stabiler als Stahl, und hat dadurch einen großen Vorteil gegenüber alternativen Werkstoffen. Früher waren Produkte der Orthopädie-Technik holzbasiert. Das war auch nachhaltig, aber Holz ist eben für die Belastungen im Alltag nicht wirklich geeignet. Mit dem demografischen Wandel wird der Bereich Orthetik bedeutsamer. Hier spielen vor allem unterstützende Funktionen eine Rolle und nicht die Substitution von Funktionen. Das stellt an die Materialtechnik neue Herausforderungen – und da ist die Carbonfaser als Material sicherlich vorn mit dabei“, betont Professor Brück.
Auch für den Einsatz von „Green Carbon“ beim Bau von Prothesen sieht der Experte Potenzial: „Die meisten Prothesen, gerade im Bereich der unteren Extremität, sind – zumindest teilweise – aus Carbonfaser. Die Belastbarkeit unserer biobasierten Carbonfasern ist im Vergleich zu herkömmlichen Fasern definitiv gleich, wenn nicht sogar besser“, so Professor Brück.
Die Resonanz aus der Industrie ist laut Professor Brück grundsätzlich positiv, die Kommerzialisierung erfordert jedoch Zeit und Überzeugungsarbeit.