Titelverteidiger RSV Lahn-Dill muss im Final Four 2016 den gastgebenden RSB Thuringia Bulls gratulieren. Im 32. Endspiel um den DRS-Pokal unterlag der zwölffache Deutsche Pokalsieger RSV Lahn-Dill den Bulls hauchdünn mit 70:72 (12:21/32:36/51:56) und geht damit in der ersten Titelentscheidung des Jahres leer aus. Im kleinen Finale bezwangen die BG Baskets Hamburg im Duell der Halbfinalunterlegenen die BSC-Rollers Zwickau mit 63:50 und sicherten sich damit Rang drei in der Pokalendrunde im thüringischen Elxleben.
Selbst die Anreise von Wetzlars Oberbürgermeister Manfred Wagner zum Finale nutzte letztendlich nichts. Bereits im ersten Viertel gerieten die Mittelhessen nach dem 6:4 (2.) schnell mit 6:15 (8.) in Rückstand. Vor allem der Schwede Joakim Linden und Deutschlands Nationalspieler Aliaksandr Halouski waren in dieser Phase von der RSV-Verteidigung nur schwer unter Kontrolle zu bringen. „Auch wenn es unter dem Strich ein Duell auf Augenhöhe war, haben wir in der ersten Halbzeit zu viele Fehler gemacht, die wir am Ende nicht mehr ausbügeln konnten“, so RSV-Trainer Nicolai Zeltinger niedergeschlagen und gleichzeitig kämpferisch in Richtung des ersten Playoff-Finalspiels um die Meisterschaft am kommenden Samstagabend in Wetzlar gegen den gleichen Gegner.
Erst nach dem 7:19 (8.) fing sich der RSV Lahn-Dill wieder und kam über Thomas Böhme und Joe Bestwick zum 17:23-Anschluss (13.). Noch vor der Halbzeitsirene trumpfte dann der scheidende US-Guard Steve Serio groß auf und ließ von jenseits der 6,75m-Markierung drei Dreier binnen vier Minuten in die Reuse der Thuringia Bulls einschweben.
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich dann ein typischer Pokalfight, bei dem der RSV immer wieder den Rückstand verkürzen, nicht jedoch den Ausgleich erzielen konnte. Kapitän Michael Paye verkürzte auf 38:41 (24.), wenige Sekunden später schlug erneut der New Yorker Serio mit einem Drei-Punkte-Spiel zum 41:43 (25.) zu. Doch immer wenn die Wende zum Greifen nahe schien, zeigte auch der Kontrahent seine absolute Klasse. Fünf Angriffe später hatte so Center Halouski mit eigenen acht Punkten das erneute 54:47 (29.) für seine Farben erzielt.
Im letzten Viertel schien so der dreizehnte Pokaltriumph für die Hessen bereits in weite Ferne gerückt zu sein, als erneut Linden mit einem
Korberfolg und einem zusätzlichen Freiwurf das 63:53 (32.) für die Gastgeber erzielen konnte. Doch wie schon so oft im Duell der beiden europäischen Spitzenteams sollte die Entscheidung ein Drama werden. Vor zwei Jahren noch triumphierte der RSV im Pokalendspiel an gleicher Stätte nach Verlängerung und danach roch es nach zwei Korberfolg von Thomas Böhme rund 80 Sekunden vor dem Ende ebenfalls. Zum Entsetzen der heimischen Fans stand es nach einer kämpferischen Glanzleistung des RSV so urplötzlich 70:70. Doch diesmal war das glücklichere, aber durchaus verdiente Ende auf Seiten der Thuringia Bulls, die erneut durch den starken Schweden Linden mit zwei erfolgreichen Freiwürfen 15 Sekunden vor dem Ende die Entscheidung erzwangen.
„Zunächst unsere Gratulation an die Thuringia Bulls, die aufgrund der vielen engen Duelle in der Vergangenheit ihren ersten nationalen Titel verdient haben“, so RSV-Trainer Zeltinger nach der intensiven Partie: „Wir haben nun sechs Tage Zeit die Wunden zu lecken und uns neu auf diesen Gegner einzustellen. Mental ist die Niederlage heute für uns Motivation genug, um die Playoff-Finalserie mit dem klaren Ziel der Revanche anzugehen“, so der 44-jährige weiter.
Zeltinger spielte damit auf die Samstag um 19:30 Uhr in Wetzlar startende „best-of-three“ Finalserie um die Meisterschaft an, in der sich die beiden Kontrahenten nun erneut gegenüberstehen. Spiel zwei und ein mögliches drittes Endspiel finden dann am Wochenende 16. und 17. April im thüringischen Elxleben statt.
Lahn-Dill: Steve Serio (22/3 Dreier), Joe Bestwick (16), Thomas Böhme (15), Michael Paye (10), Dirk Köhler (7), Annabel Breuer, Nico Dreimüller, Björn Lohmann, Jan Haller (n.e.), Christopher Huber (n.e.), Felix Schell (n.e.).
Thüringen: Raimund Beginskis (21), Aliaksandr Halouski (17), Joakim Linden (17/1 Dreier), Teemu Partanen (12), André Bienek (5), Jens Eike Albrecht, Dan Highcock (n.e.), Marcus Kietzer (n.e.), Venckus Nerijus (n.e.).
Andreas Joneck