Als sozialen Sprengstoff erster Güte bezeichnet die Vorsitzende des BDH Bundesverband Rehabilitation, Ilse Müller, die Ergebnisse der OECD-Rentenstudie und des Sozialreports 2013: „Es ist gesellschaftlich völlig unakzeptabel, auf der einen Seite Beschäftigungsrekorde zu feiern und auf der anderen Seite das Abdriften ganzer Gesellschaftsgruppen in die Armut ohne Gegenstrategie zu tolerieren.“ Nach Ansicht des Sozialverbandes weisen beide Studien auf eine manifestierte Grundtendenz ökonomischer Spaltung hin und zeigen, dass gerade Geringverdiener und Frauen Gefahr laufen, in Deutschland im Alter zu verarmen.
Der BDH fordert daher einen gesellschaftlichen Prozess des Umdenkens: „Frauen sind Verliererinnen des Rentensystems. Deutschland muss die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Kleinkindbereich und darüber hinaus auch bei der schulischen Ganztagsbetreuung fördern und Wahlfreiheit schaffen. Nur eine dauerhaft höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen wird sicherstellen, dass sich das Rentenniveau dauerhaft anheben lässt“, so Ilse Müller, die in diesem Zusammenhang auch auf das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen hinweist: „Frauenquoten sind sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Letztendlich kann die Gesellschaft Fairness bei der Lohnfindung zwischen den Geschlechtern und eine Nivellierung der teilweise erheblichen Unterschiede der Bezüge in manchen Branchen erwarten. Die bislang praktizierte Politik nach dem Feuerwehr-Prinzip, wo man versucht war, soziale Brände einzeln zu löschen, hat ausgedient. Wir brauchen langfristige Strategien zur Lösung der sozialen Verwerfungen in unserem Land.“
Als tickende Zeitbombe betrachtet die BDH-Vorsitzende auch die jüngste Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland: „Der Erfolg am Arbeitsmarkt ist teuer erkauft und löst die Probleme der Sozialkassen vielleicht auf kurze Sicht. Langfristig ernten wir durch die millionenfache alternative Beschäftigung von Menschen mit Werkverträgen, Leiharbeit und Teilzeitarbeitsverhältnissen Altersarmut auf breiter Front. Angesichts dieser Entwicklung ist mehr gefragt, als eine Politik nach dem Feuerwehr-Prinzip, da wir mit einem Flächenbrand rechnen müssen. Die Erweiterung der Mütterrente kann hier nur ein erster Schritt sein“, so Müller.