Petrus hat ein Einsehen – trotz der schlechten Wetterprognosen scheint die Sonne in der Woche vor Ostern, 10. bis 14. April 2017, im schönen Kraichgau. Das ist gut so, denn dort findet das Kinder- und Jugendcamp von „Anpfiff ins Leben“ statt. Es ist das erste Camp der „Bewegungsförderung für Amputierte“ für Kinder und Jugendliche mit Amputation, Dysmelie oder Endoprothetik. Sehr unterschiedliche junge Menschen treffen in der „Mühle Kolb“ in Zuzenhausen aufeinander. Hier gibt es beste Voraussetzung für alle Aktivitäten, die mit Bewegung und Natur zu tun haben. Gestartet wird mit „Monkey-Climbing“ in den hohen Bäumen nahe dem Flüsschen Elsenz. Bereits hier wird gegenseitige Hilfe erforderlich. Den Kindern macht es Spaß, sich durch die Bäume zu hangeln und am Ende flott wieder auf den Boden abgeseilt zu werden. Die Tage sind gefüllt mit Aktivitäten. Jochen Wier, Auszubildender bei „Anpfiff ins Leben“, stellt in der Sporthalle in Hoffenheim die inklusive Sportart Sitzvolleyball vor, geschwommen wird in Walldorf, hoch hinauf geht es im Kletterwald in Wald-Michelbach. Bei einer Nachtwanderung werden mit einem Fledermausdetektor die Ortungslaute dieser flinken Tiere hörbar gemacht. Die nähere Umgebung von Zuzenhausen wird mit einer GPS-Tour auf dem Traktor erkundet. Der hat auch gute Dienste geleistet bei der Wanderung zu den Lamas, und hat alle nach einem ereignisreichen Tag wieder gut nach Hause gebracht. Pascal Söll macht seine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann im Erlebniszentrum „Mühle Kolb“. Er betreut die Gruppe und ist beeindruckt von der Hilfsbereitschaft untereinander. Er sagt: „Die hohe Motivation, bei allen Angeboten mitzumachen, hat mich erstaunt. Es war schön zu sehen, was mit einem Handicap alles möglich ist.“ Michael Winter, Leiter des Erlebniszentrums „Mühle Kolb“ ergänzt: „Die Kinder haben sehr offen über ihre Einschränkungen gesprochen und sich damit gegenseitig Mut gemacht.“ Christoph Holzenkamp, neu im Team bei „Anpfiff“, sagt: „Ich war vor allem gespannt darauf, zu sehen, wie die Kinder mit ihren Amputationen umgehen und wie es sich auf die Stimmung auswirken würde. Ehrlich gesagt habe ich davon dann gar nichts bemerkt. Vor allem beim Bogenschießen habe ich das schnell vergessen.“ Freundschaften werden geschlossen, eine WhatsApp-Gruppe gegründet. Am letzten Tag kommen die Eltern, um sich bei einem Grillabend kennenzulernen – und die Berichte ihrer Kinder anzuhören. Die weiteste Anreise hat die Familie Räuftlin aus dem Schweizer Kanton Solothurn. Christoph Räuftlin freut sich für seinen Sohn, der durch einen Unfall mit dem Traktor den Unterschenkel verlor, dass er auf Gleichaltrige mit ähnlichen Einschränkungen treffen kann. Er bedauert: „Bei uns in der Schweiz gibt es sowas nicht.“ Umso besser, dass der Orthopädietechniker von seinem Sohn Christoph im Internet auf das Angebot von „Anpfiff ins Leben“ gestoßen ist. Diana Schütz, Koordinatorin der „Bewegungsförderung für Amputierte“ ist nach dieser Woche froh und erleichtert. Sie freut sich: „Es war total spannend, und die Kinder haben sich über jede Aktivität sehr gefreut. Es ist genau so geworden, wie ich es mir erhofft hatte.“