Wie man mit Behinderung, bei Pflegebedarf und im Alter ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen kann, zählt zu den zentralen Fragen unserer Zeit. Das hat der Verlauf der internationalen Fachmesse REHACARE 2014, die am Samstag nach vier Tagen endete, wieder eindrucksvoll dokumentiert. 51.250 Fachbesucher, Betroffene und Angehörige kamen in die Düsseldorfer Messehallen, um sich bei 902 Ausstellern aus 36 Ländern über innovative Hilfsmittel zu informieren, neue Erkenntnisse zu sammeln und Erfahrungen auszutauschen. Damit verzeichnete die Fachmesse, die sich alle zwei Jahre mit einem vergleichbaren Angebot präsentiert, ein kleines Besucherplus. 2012 kamen 51.000 Besucher zur REHACARE. Im letzten Jahr wurden 43.500 gezählt. „Alternde Gesellschaften, steigende Lebenserwartung und die damit verbundene Pflegeproblematik, aber auch die wachsenden Ansprüche von Betroffenen und älteren Menschen an Autonomie und Teilhabe sind die großen Innovationstreiber der Branche rund um Rehabilitation und Pflege. Die Aussteller aus dem In- und Ausland haben eine Fülle von Neuheiten und Weiterentwicklungen gezeigt, insbesondere bei Mobilitätslösungen. Davon wollen Betroffene und Experten profitieren“, beschreibt Joachim Schäfer, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, die Gründe für die positive Entwicklung der REHACARE.
Neue Informationsangebote wie das REHACARE-Forum mit Vorträgen zur Qualität der Versorgung von Menschen mit Behinderung und zur Inklusion kamen hervorragend an. Sehr gut besucht war auch das Forum Leben mit Pflege@home. Eine große Zahl von pflegenden Angehörigen nutzte die Chance, sich in Seminaren und persönlichen Gesprächen Tipps für den Pflegealltag zu holen und sich über Unterstützungsangebote zu informieren. Dr. Martin Danner, Bundesgeschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG SELBSTHILFE), lobte die Produktvielfalt der Fachmesse. „Wer sich einen Überblick über die Hilfen verschaffen möchte, die Menschen mit Behinderung heute zur Verfügung stehen, kommt an der REHACARE nicht vorbei. Hier wird alles geboten, von der Alltagshilfe bis zum hochindividuellen High Tech Produkt für nahezu jede Behinderung.“ Die Betroffenen schätzten die REHACARE darüber hinaus als Informationsplattform, die die aktuelle behindertenpolitische Gesetzgebung beleuchtet und erläutert. „Unsere Informationsveranstaltungen zu den anstehenden Reformen der Pflegeversicherung und zum Bundesteilhabegesetz waren hervorragend besucht“, so Dr. Danner weiter.
Die Aussteller der REHACARE 2014 freuten sich über die große Zahl der Fachbesucher. „Unsere Produkte und Dienstleistungen sind beratungsintensiv. Deshalb ist der Fachhandel unser wichtigster Partner. Wir suchen in Düsseldorf vor allem die Möglichkeit, dieser Zielgruppe die Leistungsfähigkeit unseres internationalen Markenverbundes zu erläutern. Und diese Erwartung hat sich auch erfüllt. Wir haben ein sehr interessiertes und fachkundiges Pulikum angetroffen“, so Udo T. Weinstock, Trade Marketing Manager der INVACARE GmbH, Isny, die unter ihrem Dach eine Fülle von Hilfsmitteln produziert und vertreibt, von Sanitärprodukten für die Pflege bis zu Mobilitätslösungen.
Rund 8.100 Fachbesucher aus Vertrieb und Import kamen in diesem Jahr aus dem Ausland zur REHACARE nach Düsseldorf. Sie reisten aus über 40 Ländern an und sind vor allem für die exportorientierte Hilfsmittelindustrie unverzichtbar. Alles, was mobil macht und Mobilität unterstützt, stand im Mittelpunkt des Interesses der großen Mehrheit der REHACARE-Besucher. Fast jeder Zweite wollte sich über Geh- und Mobilitätshilfen sowie über Fahrgeräte und Rollstühle informieren. Das gilt auch für das Produktsegment Alltagshilfen. Jeder vierte Besucher suchte die Stände der Automobilindustrie und der Kfz-Umrüster auf. 20 Prozent nahmen die Angebote rund um das Thema „Barrierefreies Bauen und Wohnen“ wahr.
Reisen, Freizeit und Sport liegen im Aufwind. Immer mehr REHACARE-Besucher zieht es in den Reisemarkt und vor allem in das Sport Center als aktiven Mittelpunkt der Fachmesse. Mehr als jeder Fünfte informiert sich beim Behindertensportverband Nordrhein-Westfalen (BSNW), Duisburg, über Behindertensport, inklusiven Sport und Gesundheitsvorsorge oder machte bei den vielfältigen Aktivitäten mit. „Der Zuspruch war in diesem Jahr einfach phänomenal“, meint Herbert Kaul, Geschäftsführer des BSNW, begeistert. „Wir haben uns zum Treffpunkt aller sportbegeisterten Messegäste entwickelt und das wird zunehmend auch von den Ausstellern anerkannt, die hier mit Rollstühlen und anderen Produkten für Freizeit und Sport vertreten sind. Was man an den Ständen sieht, möchte man bei uns ausprobieren. Das ist eine tolle Entwicklung und zeigt uns, dass wir auf dem richtigem Weg sind.“
Mit positiven Ergebnissen endete auch der REHACARE-Kongress 2014 zum Thema „Quartiersentwicklung – ALLE mitten im Leben“, der sich am 24. und 25. September in sieben Vortragreihen und 50 Vorträgen der Entwicklung von Quartieren, Stadtteilen und Gemeinden zu nachhaltigen, altengerechten Lebenswelten widmete. 400 Kongressbesucher aus Städteplanung, Kommunalpolitik und Wohnungswirtschaft nutzten die Gelegenheit, von den Erfahrungen bereits erprobter Quartierskonzepte zu lernen.
Im Gesamturteil ihrer Besucher schließt die REHACARE 2014 einer repräsentativen Befragung zufolge hervorragend ab: 96 Prozent waren mit der Messe und ihren Angeboten zufrieden. Die nächste REHACARE findet in Düsseldorf vom 14. bis 17. Oktober 2015 statt.
Eine ausführliche Berichterstattung über die REHACARE lesen Sie im RehaTreff 4/2014.