Was Robotertechnologien in der medizinischen Therapie leisten können, zeigte jüngst ein Symposium am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil. International renommierte Experten und Wissenschaftler stellten robotergestützte Verfahren vor, die schon heute in der Behandlung von querschnittgelähmten Patienten Erfolge erzielen. Ein besonderer Gastredner der Veranstaltung war Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, der die gesundheitspolitische Bedeutung innovativer Robotik-Anwendungen herausstellte. Organisiert und moderiert wurde die Veranstaltung von Professor Dr. Thomas A. Schildhauer, Ärztlicher Direktor des Bergmannsheil und Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erklärte: „Medizinisch-technischer Fortschritt kann gerade bei chronischen Erkrankungen und schwersten Behinderungen einen wichtigen Beitrag zu mehr Selbständigkeit und Lebensqualität leisten. Deshalb ist es gut, dass zukunftsweisende Produkte schnell den Weg in die Versorgung finden und Patientinnen und Patienten zugutekommen. Das Zentrum für Neurorobotales Bewegungstraining am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Technik dem Menschen dienen kann.“
Prof. Schildhauer verdeutlichte seinerseits das enorme Potenzial von robotergestützten Therapiesystemen: „Die Robotik eröffnet uns ein weites Feld neuer und bahnbrechender Therapieansätze, die längst keine Zukunftsmusik mehr sind.“ Wie zum Beispiel querschnittgelähmte Patienten mit einem neurologisch gesteuerten Exoskelett ihr autonomes Gehvermögen trainieren und verbessern können, erläuterte Prof. Yoshiyuki Sankai, Professor der Graduate School of Systems & Information Engineering (University of Tsukuba), Program Manager ImPACT, Japan Science and Technology Agency und Vorstandsvorsitzender der Cyberdyne Inc. Japan. Das von ihm entwickelte HAL-System fördert die Bewegungsabläufe des Patienten, indem es minimale Nervenimpulse in den Gliedmaßen mittels Sensoren aufnimmt, über eine Steuereinheit interpretiert und schließlich mithilfe von Motoren an den Gelenken die nötige Kraftunterstützung leistet, die zum Ausführen der Bewegungsidee des Patienten nötig ist. „Wir konnten in mehreren Studien zeigen, dass das regelmäßige Training mit dem neurologisch gesteuerten HAL-System erhebliche Verbesserungen der Bewegungsfähigkeit von querschnittgelähmten Patienten und unterschiedliche neuronale Normalisierungsprozesse bewirkt“, erläuterte Professor Schildhauer.
Aktuelle Chancen und Herausforderungen in der Entwicklung von Gehirn-Computer-Schnittstellen thematisierte Professor José del R. Millán, Defitech Professor der École Polytechnique, Fédéral de Lausanne, Schweiz. Solche Systeme übersetzen die Hirnaktivität eines Menschen, also die Signale, die von der elektrischen Aktivität der Nervenzellen im Gehirn ausgelöst werden, in Steuerungsbefehle. Diese können von technischen Geräten interpretiert beziehungsweise „verstanden“ werden. Sie versetzen zum Beispiel Menschen, die aufgrund einer Querschnittlähmung oder einem Schlaganfall in ihrer Bewegungsfähigkeit weitgehend eingeschränkt sind, in die Lage, technische Hilfsmittel allein über die Hirnaktivität zu steuern – sozusagen mit der Kraft ihrer Gedanken. In einer eindrucksvollen Präsentation verdeutlichte Prof. José del R. Millán den Stand seiner Forschungen und umriss zugleich die enormen technologischen und therapeutischen Perspektiven, die das Thema Brain-Computer-Interface ermöglicht.