Die Vorfreude steigt, die Anspannung ebenso: In Koblenz geht es vom 27. Juni bis 1. Juli 2017 ordentlich zur Sache. 144 Athletinnen und Athleten aus acht Nationen kämpfen in der Conlog Arena um Europas Krone im Rollstuhlrugby. Neben Gastgeber Deutschland nehmen Mannschaften aus Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Polen sowie Schweden teil und spielen um den Titel sowie die Qualifikation für die WM 2018 in Sidney.
Das deutsche Team hat hart gearbeitet und sich intensiv vorbereitet, um bei der Heim-EM in bestmöglicher Verfassung zu sein und sich gegen die starke Konkurrenz behaupten zu können. Schon in der Gruppenphase trifft die Mannschaft von Nationaltrainer Christoph Werner auf die beiden Paralympics-Teilnehmer Frankreich und Schweden, im Auftaktspiel am 27. Juni um 18 Uhr fordert Außenseiter Finnland die Gastgeber (im Anschluss an die Eröffnungsfeier um 17 Uhr). „Ein guter Start ist sehr wichtig, denn unser Ziel ist das Halbfinale und damit die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Dafür müssen wir in der Gruppe zwei Mannschaften hinter uns lassen. Das wird schwer, aber nicht unmöglich“, erklärt Werner, der sein Team gut gerüstet sieht: „Wir sind in guter körperlicher Verfassung und hoffen auf einen Schub durch das Heimpublikum.“ Um möglichst viele Zuschauer in die Halle zu locken, ist die Mannschaft während des letzten Lehrgangs sogar noch einmal selbst aktiv geworden: In Koblenz wurden eigenhändig Flyer verteilt, es gab ein spontanes Show-Match am Deutschen Eck und ein Testspiel gegen die Niederlande in einer Schule.
Die Faszination am Geschehen auf dem Spielfeld ist groß: Rollstuhlrugby gehört zu den spektakulärsten und härtesten paralympischen Sportarten. Mit Vollgas in die richtige Position kommen – und dabei hoffen, dass man vom Gegner nicht abgeräumt wird. Rollstuhlrugby ist nichts für schwache Nerven. Und nichts für anfälliges Material. Ein Reifentausch während des Spiels – keine Seltenheit. Die Sportart ist in den 1970er Jahren entstanden und wird inzwischen weltweit in 29 Ländern gespielt. Seit 2000 gehört Rollstuhlrugby zum Programm der Paralympics, das deutsche Team war zuletzt 2008 in Peking dabei.
Gespielt wird auf einem Basketballfeld mit jeweils vier Spielern, auch Menschen mit hohen Einschränkungen können aktiv mitwirken. Zudem spielen Damen und Herren gemischt in einem Team, bei Deutschland ist mit Britta Kripke eine Frau im Kader. Ziel des Spiels ist es, den Ball durch einstudierte Spielzüge und mit Tempo innerhalb von 40 Sekunden über die gegnerische Torlinie zu fahren, die acht Meter breit ist. Der Gegner versucht freilich dies zu verhindern – und es kommt zu packenden Duellen. Spannender Sport ist damit garantiert.
Das deutsche Team möchte nach der verpassten Qualifikation für die Paralympics in Rio de Janeiro nun für eine Überraschung sorgen. „Nachdem klar war, dass wir nicht bei den Paralympics dabei sein werden, waren wir schon alle deprimiert. Als wir dann aber den Zuschlag für die EM bekommen haben, war das wie ein Trostpflaster. Die Freude ist gestiegen, es ging steil bergauf“, sagt Spieler Jens Sauerbier. Und der 30-jährige Magdeburger ergänzt: „Das wird das schönste Event, bei dem ich bislang dabei war. Es ist direkt vor der Haustür, du kennst alle und kannst Freunde einladen.“ Dieser Heimvorteil in Koblenz wird Sauerbier und Co. hoffentlich beflügeln. Der Eintritt in die Conlog Arena ist zu allen Spielen frei – beste Gelegenheit also, um den spektakulären Sport live zu erleben und die deutsche Mannschaft bei den Europameisterschaften anzufeuern.
Mehr Informationen rund um die IWRF Rollstuhlrugby-EM 2017 gibt es unter www.koblenz2017.de