Nebelschwaden in der Sächsischen Schweiz, gelb-rot leuchtende Weinberge an der Südlichen Weinstraße, einsame Strände an der Ostsee: Im Herbst zeigt sich Deutschland von seiner malerischen Seite. Auf barrierefreien Wanderungen erleben auch Rollstuhlfahrer eindrucksvolle Naturschauspiele. Leichter Reisen, Vorreiter im barrierefreien Tourismus, präsentiert sieben Traumtouren für den Herbst.
Sächsische Schweiz: rund um die Hohe Liebe
Mit ihren bizarren Sandsteinfelsen und majestätischen Tafelbergen zählt die Sächsische Schweiz unweit von Dresden zu den beliebtesten Wanderregionen in Deutschland. Was viele überrascht: Einige der aussichtsreichen Wege durch das Felsenreich sind auch für Rollstuhlfahrer zugänglich.
Ein Highlight im Herbst ist die Sieben-Kilometer-Tour „Rund um die Hohe Liebe“. Sie führt sportliche Rollifahrer auf einsamen Wegen durch alte Wälder zu einer der spektakulärsten Felsformationen der Region und mitten durch den Nationalpark Sächsische Schweiz! Startpunkt ist der Bad Schandauer Ortsteil Ostrau. Von dort geht es über einen gut befahrbaren Forstweg bergan zur Wildwiese. Es ist der perfekte Ort für ein Picknick. Die zerklüfteten Schrammsteine bieten dafür eine dramatische Kulisse. Am Ende der Tour lädt der Biergarten an den Falkensteinhütten zur Einkehr. Bei trockenem Wetter ist die Tour auch mit dem E-Rolli befahrbar. Eine Begleitperson wird empfohlen.
Südliche Weinstraße: durch Weinberge und die Markwardanlage
Wenn die Winzer ihre Trauben ernten, die Esskastanien reife Früchte tragen und der Pfälzerwald sich in ein buntes Blättermeer verwandelt, beginnt auch an der Südlichen Weinstraße die romantischste Wanderzeit. Dann sind Rollstuhlfahrer eingeladen die sonnenverwöhnte Region bei Touren durch Weinberge und Parks zu erkunden.
Im Herbst besonders reizvoll ist die barrierearme, nach „Reisen für Alle“ zertifizierte Drei-Kilometer-Tour „Bildstöcke und Flurkreuze“ in Maikammer. Sie führt auf leichten Wegen inmitten der Weinberge zu religiösen Denkmälern mit Ausblicken auf das Weinparadies Maikammer, das Hambacher Schloss und die weite Rheinebene. Ein Höhepunkt ist das „SÜW-Picknick“: An barrierefreien Rastplätzen genießen Wanderer regionale Produkte, die sie sich zuvor bei einem lokalen Picknickanbieter geholt haben. Verkaufsstellen listet der hiesige Tourismusverband auf seiner Webseite.
Der anderthalb Kilometer lange nach „Reisen für Alle“ zertifizierte Rundweg durch die Markwardanlage in Annweiler am Trifels leitet Rollstuhlfahrer durch einen liebevoll gestalteten Park am Rand des Pfälzerwaldes. Traumhaft ist die Aussicht auf die Burg Trifels, die sich rund 300 Meter über der Kleinstadt erhebt. An warmen Tagen sorgt ein unterfahrbares Armbecken an der Kneippanlage für Erfrischung. Vom 7. bis 8. Oktober lässt sich die Wanderung mit dem Besuch des barrierefreien „Keschdefeschds“ in Annweiler am Trifels verbinden.
„Bildstöcke und Flurkreuze“ in Maikammer
Barrierefreier Rundweg durch die Markwardanlage in Annweiler am Trifels
Eifel: am Laacher See entlang und durch den Nettepark
Nur 200 Kilometer weiter nördlich, ebenfalls in Rheinland-Pfalz, zeigt sich eine völlig andere Landschaft: die Vulkaneifel. Vor nur knapp 13 000 Jahren brach hier der letzte Vulkan aus. Zurück blieb eine Mondlandschaft. Erkaltete Lavaströme, Maare und Schlackenkegel zeugen noch heute von der geologisch turbulenten Vergangenheit der Region. Das riesige Loch, das nach dem Ausbruch entstand, füllte sich mit Wasser – und ist heute ein traumhafter See, an dessen Ufer Rollstuhlfahrer bequem entlangfahren können.
Der zwei Kilometer lange nach „Reisen für Alle“ zertifizierte Weg am fotogenen Laacher See bringt Rollstuhlfahrer über kleine Holzbrücken von der Benediktinerabtei Maria Laach bis zum Campingplatz und wieder zurück. Im Anschluss an die Wanderung lohnt ein Besuch in der romanischen Abteikirche. Die Klostergaststätte serviert deftigen Hauseintopf und Klosterbier.
Nicht weit vom Laacher See heißt der Nettepark in Plaidt zum Flanieren willkommen. Ein anderthalb Kilometer langer barrierefreier Rundweg führt durch den kleinen Park, vorbei an einem Teich, den Überresten einer alten Papierfabrik und Skulpturen aus Holz und Stein. Im Café am Park genießen Wanderer zum Abschluss Kaffee und Kuchen.
Rundweg um den Laacher See – Teilstück vom Kloster bis Campingplatz
Rostock: durch die Rostocker Heide und den Kurpark
Deutschlands größter zusammenhängender Küstenwald lässt sich am besten bei einem Herbsturlaub in Rostock erkunden. Die 6000 Hektar große Rostocker Heide, östlich der Hanse- und Universitätsstadt, ist seit 1996 Landschaftsschutzgebiet. Das Besondere: die wohltuende Mischung aus salzhaltiger Meeresluft und der Stille im Wald.
Der elf Kilometer lange Thalasso-Kurweg 5 ist nach „Reisen für Alle“ zertifiziert und trägt die Auszeichnung „Barrierefreiheit geprüft – teilweise barrierefrei für Rollstuhlfahrer und Handbiker. Er führt Gäste ab Markgrafenheide durch die Rostocker Heide zu den Naturschutzgebieten Radelsee und Schnatermann, die Tieren wie Schwarzspecht und Baumfalke Lebensraum bieten. Von der Anlegestelle genießen Wanderer den Blick auf die Warnowmündung oder kehren im Traditionsgasthof Schnatermann ein. Auch im Seebad Warnemünde gibt es einen barrierefreien Thalasso-Kurweg mit der gleichen Auszeichnung. Er ist nur drei Kilometer lang – ideal für einen Nachmittagsspaziergang am Meer. Beginnend im Kurpark führt der Thalasso-Kurweg entlang der Promenade am alten historischen Leuchtturm vorbei bis zur Westmole. Zum Aufwärmen an stürmischen Herbsttagen, und auch darüber hinaus, heißen das Teepott Restaurant und das Kurhaus Warnemünde willkommen.