RBBL-Tabellenführer RSV Lahn-Dill hat beim ersten Auswärtsspiel des Sportjahres allen Widrigkeiten getrotzt und einen klaren 85:53 (22:9/43:23/63:40)-Erfolg bei den Köln 99ers eingefahren. Insbesondere die Mannschaft ließ sich durch die Schwierigkeiten der Anreise nicht aus dem Konzept bringen und unterstrich ihre Favoritenrolle am Rhein abgeklärt. Überragend dabei das Trio Joe Bestwick, Michael Paye und Piotr Luszynski.
Nach einer Brückensperrung über den Rhein, einem innerstädtischen Stau von einer Stunde und zahlreichen Umleitungen steuerte der neue RSV-Mannschaftsbus auf seiner Jungfernfahrt erst rund 15 Minuten vor offiziellem Spielbeginn sein Ziel an, ehe die Mittelhessen rund 500 Meter vor dem abgelegenen Sportpark Worringen endgültig kapitulieren mussten. Durch ordnungswidrig geparkte Fahrzeuge, kam das neue 13 Meter lange Gefährt nicht mehr um die letzte Kurve und eine folgende, mit nur zwölf Tonnen Tragfähigkeit, zu schwache Brücke für einen regulären Reisebus ließ den RSV endgültig stranden. Beim aussichtslosen Rangieren kam es dabei zusätzlich auch noch zu einem Blechschaden.
Doch der bereits im Bus in die Wege geleitete Notfallplan des RSV Lahn-Dill griff. Während die Spieler sich bereits im neuen Mannschaftsbus umzogen, wurden die bereits vor Ort befindlichen RSV-Fans informiert und diese griffen beherzt zu, um in einer großartigen Gemeinschaftsleistung das umfangreiche und aufwendige Equipment des Teams zu Fuß in die rund 500 Meter entfernte Sporthalle zu bringen. Das Ergebnis ließ sich sehen, trotz all dieser Widrigkeiten und der noch notwendigen Montage der Sportrollstühle durch Techniker René Dietsch, stand der RSV Lahn-Dill mit fünf Spielern noch in der zulässigen Karenzzeit einsatzbereit auf dem Parkett des Sportparks Worringen.
Welches Selbstbewusstsein das Team um Kapitän Michael Paye aktuell besitzt, wurde dann bereits nach den ersten Sekunden der Partie offenkundig. Völlig unbeeindruckt von den Hindernissen der Anreise, sorgte die Startformation der Wetzlarer Rollis mit Thomas Böhme, Nico Dreimüller, Jan Haller, Piotr Luszynski und Kapitän Paye für eine 10:2-Führung nach nur vier Spielminuten. „Das war schon Wahnsinn, wie die Mannschaft diese Widrigkeiten mit nur ein paar wenigen Minuten regulärer Vorbereitungszeit weggesteckt und sich sofort auf die sportliche Aufgabe konzentriert hat. Dafür hat das Team meinen Respekt“, zeigte sich selbst Head Coach Nicolai Zeltinger mehr von dem Auftritt seiner Mannschaft als von der Anreise beeindruckt.
Nach der 22:9-Führung zum Ende des ersten Viertels schlug dann im zweiten Spielabschnitt die Stunde von Center Joe Bestwick, der bei einer Trefferquote von starken 85 Prozent gegen seinen Ex-Verein binnen zehn Minuten 18 Punkte erzielen konnte. Immer wieder durch den glänzend Regie führenden Michael Paye in Szene gesetzt, ließ der Brite aus der Halbdistanz der 99ers-Verteidigung keine Chance. Auch der US-Amerikaner konnte überzeugen und neben seinen eigenen elf Punkten acht Rebounds und unglaubliche 18 Assists seinem Konto gutschreiben. Überhaupt zeigte sich der Gast aus Hessen an diesem 13. Spieltag überaus treffsicher. Den Rekordwert verbuchte Lahn-Dills polnischer Center Piotr Luszynski, der für seine 20 Punkte lediglich elf Versuche benötigte und damit stattliche 91 Prozent seiner Würfe verwertete.
Nachdem Seitenwechsel bäumte sich der rheinische Gastgeber, der den Sportpark Worringen als Ausweichquartier nutzen muss, weil die traditionelle Spielstätte am Bergischen Ring durch Vandalismus aktuell nicht nutzbar ist, jedoch noch einmal auf. Bester Akteur im 99ers-Trikot war dabei der Japaner Akira Toyoshima, der am Ende 18 Punkte markieren konnte. Ihm zur Seite stand die britische Topspielerin Helen Freeman, die nach dem 43:23 zur Halbzeit zunächst den 54:37-Anchluss (28.) herstellen konnte, ehe Toyoshimas Landsmann Naohiro Murakami per Dreier erneut zum 63:46 (31.) verkürzen konnte.
Im vierten und letzten Spielviertel hatte der RSV Lahn-Dill in seiner Abwehr dann wieder seine alte Sicherheit gewonnen. Thomas Böhme auf Assist von Nico Dreimüller und Luszynski wiederum auf Anspiel von Böhme erhöhten das Resultat, ehe Center Bestwick das 77:46 (36.) markieren konnte. „Das war ein sehr starker Auftritt von uns, bei dem auch Chris Huber für seine aggressive Abwehrarbeit ein dickes Kompliment bekommen muss“, so ein zufriedener und aufgrund der Rahmenbedingungen auch sichtlich erleichterter Nicolai Zeltinger nach der Schlusssirene.
Quasi als Trotzreaktion auf die widrige Anreise nahm der RSV-Mannschaftsbus auf dem Rückweg dann bewusst die ungewöhnliche Route mit der Rheinfähre nach Hitdorf, die die RSV-Delegation trotz der zwei Pluspunkte an zusätzlichem Gepäck sicher über Vater Rhein brachte. „Unsere Jungfernfahrt mit dem neuen RSV-Mannschaftsbus hatte alles, was man sich wünscht und auch nicht wünscht. Damit haben wir für die nächsten Jahre bereits alle Widrigkeiten abgearbeitet“, schmunzelte am Ende RSV-Teammanager Andreas Joneck über die erfolgreiche aber durchaus stressige Dienstreise.
Köln: Akira Toyoshima (18), Helen Freeman (11), Naohiro Murakami (9/1 Dreier), Mari Amimoto (7), Jordan Luce (4), Lars Bergenthal (2), Mareike Miller (2), Gabriel Kasapoglu, Patrick Richter, Jelle van der Steen (n.e.).
Lahn-Dill: Joe Bestwick (22), Piotr Luszynski (20), Thomas Böhme (19), Michael Paye (11), Nico Dreimüller (7), Christopher Huber (4), Jan Haller (2), Annabel Breuer, Dirk Köhler, Philipp Häfeli (n.e.), Björn Lohmann (n.e.).
Andreas Joneck