RSV Lahn-Dill in der traditionellen Rolle des Gejagten

RSV Lhn Dill Rollstuhlbasketball
Hintere Reihe stehend v.l.: Crew Sebastian Block, Teamärztin Petra Michel-Leutheuser, Management Daniel Stange, Co-Trainer Ralf Neumann, Joe Bestwick, Felix Schell, Dirk Köhler, Manager Andreas Joneck, Management Sven Köppe, Crew Lukas Kapfer; vordere Reihe sitzend v.l.: Physiotherapeutin Pia Briegel, Thomas Böhme, Christopher Huber, Management Jörg Fink, Head Coach Nicolai Zeltinger, Marco Zwerger, Björn Lohmann, Steve Serio, Kapitän Michael Paye, Management Sebastian Mende, Annabel Breuer, Jan Haller, Physiotherapeutin Beke Scheil. Foto: Mediashots Werbefotografie

In der Rolle des Gejagten kennt sich der RSV Lahn-Dill bestens aus und auch 2015/2016 wird dies wieder die Hauptrolle der Wetzlarer Rollis werden. Nach dem Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League im Vorjahr, sind die Ziele klar formuliert. Es soll die Titelverteidigung auf nationaler Ebene sein, um im April 2016 vielleicht auch in der Meisterschaft als dann Rekordmeister in die Annalen eingehen zu können. Dabei ergeben sich national wie international durchaus Parallelen bei der Konkurrenz, die den RSV Lahn-Dill in Deutschland und Europa zur Strecke bringen will. In der Rollstuhlbasketball-Bundesliga, der RBBL, dürfte der alte Klassiker gegen Zwickau mehr und mehr dem Duell gegen den neuen Herausforderer aus Thüringen weichen. Unter dem neuen Namen RSB Thuringia Bulls soll in Elxleben endlich ein nationaler Titel gefeiert werden, auch wenn dies vor den Toren der Landeshauptstadt Erfurt natürlich niemand offiziell als Statement ausgeben will. Dagegen dürften die fetten Jahre des einstigen RSC-Rollis, heute BSC-Rollis Zwickau endgültig vorbei sein und zumindest 2015/2016 das Schicksal einer grauen Maus drohen.

Ähnlich verhält sich die Situation auf europäischer Bühne. Auch hier ist die Übermannschaft Galatasaray Istanbul finanziell ins Stolpern geraten und dem Klotzen über fast ein Jahrzehnt dürfte nun das Kleckern folgen. Neue Emporkömmlinge sind Stadtrivale Besiktas und der spanische Traditionsverein aus Madrid, der eine neue Blüte erlebt.

Kader

Doch der RSV Lahn-Dill und seine Verantwortlichen sind entspannt, zu viele Schlachten hat das Aushängeschild der Region Mittelhessen schon erfolgreich absolviert, als das dieser Verein in Hektik verfallen könnte. So lautet die Maxime auch in der kommenden Spielzeit „Konstanz“. Und während sich die Konkurrenz auf die neue Saison vorbereitet, laufen in Wetzlar bereits die Planungen für die Jahre danach. Dies unterstreicht auch zuletzt die vorzeitige Vertragsverlängerung von Thomas Böhme bis zum Sommer 2020. Eine Zeitspanne, die auch für den RSV Neuland ist. „Diese Vertragsverlängerung darf als Zeichen verstanden werden, an uns selbst, an die eigene Mannschaft, aber auch vor allem an die Konkurrenz, die durchaus merken soll, dass sie uns so schnell nicht los wird“, so RSV-Geschäftsführer Andreas Joneck.

Kapitän Michael Paye, sein Landsmann Steve Serio oder aber Nationalspieler Jan Haller, ganz zu schweigen von Routiniers wie Marco Zwerger oder Dirk Köhler, tragen allesamt seit vielen Jahren gemeinsam das Trikot des zwölffachen Meisters von der Lahn. Und die nächste Generation steht mit Christopher Huber, Annabel Breuer oder Nico Dreimüller bereits in den Startlöchern. Der erst 17-jährige Dreimüller ist dann auch der einzige Neuzugang im Team des Trainergespanns Nicolai Zeltinger und Ralf Neumann, auch wenn er bereits in der Vorsaison vereinzelt im Kader des RSV stand. Damals mit einer Doppellizenz, wechselte der Abiturient in diesem Sommer komplett von der SGK Heidelberg nach Mittelhessen. Nicht mehr im Kader ist dagegen Center David Amend, den es in die hessische Landeshauptstadt zum dortigen Meisterschaftsfavoriten in der 2. Bundesliga Süd, den Rhine River Rhinos Wiesbaden gezogen hat.

Ziele

Nach einer Spielzeit 2014/2015, die im Mai mit dem sensationellen Triple endete, darf für die Wetzlarer Rollis zumindest national nichts anderes als die Titelverteidigung in Meisterschaft und DRS-Pokal zählen. „Alles andere wäre natürlich wenig glaubwürdig, auch wenn das Rennen um diese Titel immer enger wird“, ist sich Head Coach Zeltinger ebenso der eigenen Ziele wie auch des öffentlichen Erwartungsdrucks seinem Team gegenüber bewusst. Dass es bei aller Erfahrung und der Favoritenrolle trotzdem eng werden kann, hat bereits die letztjährige Playoff-Finalserie bewiesen, in der Herausforderer Thüringen ebenso emotional wie knapp auf Distanz gehalten werden konnte. Und langfristig will sich der stärkste deutsche Konkurrent bestimmt nicht mit der Rolle des ewigen Zweiten begnügen. Dennoch sind der Wille und das Ziel des RSV Lahn-Dill klar ausgesprochen, zumal ein weiterer Meisterschaftstriumph in der RBBL eine Ablösung des einst vermeintlich ewigen Rekordmeisters USC München zur Folge hätte. Mittelhessen wie Bajuwaren haben aktuell je zwölf Meisterschaftspokale in ihrer Vitrine stehen. International wäre das öffentlich geäußerte Ziel einer Titelverteidigung in der Champions League jedoch etwas vermessen, denn in Europa tummeln sich mit steigender Intensität weiterhin die besten Spieler der Welt, die allesamt nur ein Ziel haben: die prestigeträchtige Königsklasse zu gewinnen.

Konkurrenz

Wie der RSV setzt auch Jäger Nummer eins, die RSB Thuringia Bulls, auf Kontinuität. Mit Nationalspieler Marcus Kietzer aus Jena und dem schwedischen Rückkehrer Joakim Linden von den Norrköping Dolphins hat sich das Team von Trainer Josef Jaglowski ganz gezielt verstärkt. Mit Sebastian Magenheim und dem Belgier Bart Nulens verlassen jedoch auch zwei nicht zu verachtende spielerische Faktoren das Team aus Elxleben. Nach dem Sieg im André-Vergauwen-Cup 2014 sehnen sich die Thüringer nach einem Titel im eigenen Land, auch wenn sie dies öffentlich und in geschickter Weise niemals öffentlich formulieren würden. Aber auch die Konkurrenz aus dem hohen Norden entwickelt sich Schritt für Schritt auf einem Acker, den die dortigen BG Baskets durch die Olympia- und Paralympics-Bewerbung der Hansestadt Hamburg zu einem Großteil automatisch bestellt bekommen. Diese fantastischen Rahmenbedingungen im Sog der Kandidatur für die Spiele 2024 oder 2028 ist ein perfekter Nährboden für die Zukunft, in die die Nordlichter neu mit dem Türken Bestami Boz, dem Schweizer Philip Häfeli und dem Letten Karlis Gabranovs gehen.

Nach den Dolphins aus Trier dürfte sich in der neuen Saison ein breites Mittelfeld ausdehnen, das ohne größere Leistungsunterschiede bis in die Abstiegszonen reichen dürfte. Klare Abstiegskandidaten gibt es anno 2016 nicht. Neben dem ambitionierten Erstliga-Rückkehrer USC München ist auch der einstige RSV-Thronfolger aus Zwickau dort anzusiedeln. Die Sachsen haben nach einem turbulenten Jahr zwar wieder ruhigeres Fahrwasser erreicht, aber viel qualitatives Personal ersetzen müssen. Der tschechische Center Adam Erben, der Brite Matt Sealy oder aber der US-Amerikaner Bryce Doody haben ihre Zelte bei den BSC-Rollers abgebrochen und der verpflichtete Ersatz muss erst noch seine Tauglichkeit unter Beweis stellen. Mitaufsteiger Hannover, die Traditionsmannschaften aus Frankfurt und Köln sowie die bereits vor der Saison finanziell ins Schlingern gekommenen Rolling Devils aus Kaiserslautern stocken das breite Kandidatenfeld für die Plätze fünf bis zehn zur Freude der auf Spannung bedachten Fans auf.

Auch international ist das Konkurrenzfeld deutlich in Bewegung geraten. So dürfte der RSV Lahn-Dill mit seiner bodenständigen Art seinen größten europäischen Rivalen Galatasaray Istanbul zumindest für die nächsten Jahre überlebt haben, nachdem bei „Gala“ das Gebilde Rollstuhlbasketball wie ein Kartenhaus in sich zusammengestürzt ist. Darauf gelauert hat der Stadtrivale Besiktas Istanbul, der sich mit einem Streich die Dienste von gleich drei türkischen Nationalspielern aus dem Galatasaray-Stall gesichert hat. Doch für Besiktas dürfte der ganz große Wurf noch etwas zu früh kommen. Auf den europäischen Thron zurück will dagegen der spanische Meister aus Madrid, der diesen bereits einmal im Jahr 1997 besteigen konnte. Hierzu angelte sich der Champions League Finalist aus der Galatasaray-Insolvenzmasse den kolumbianischen Topcenter Rodney Hawkins.

Der Kader des RSV Lahn-Dill 2015/2016

 

# Nachname Vorname Nationalität Jahrgang Klassifizierung Position
4 BESTWICK Joe 1984 4,5 Center
5 PAYE Michael 1983 3,0 Guard
6 HALLER Jan 1988 2,0 Forward
7 DREIMÜLLER Nico 1997 2,0 Forward
8 LOHMANN Björn 1979 1,0 Forward
9 HUBER Christopher 1995 1,0 Forward
10 ZWERGER Marco 1978 2,5 Guard
11 SERIO Steve 1987 3,5 Forward
12 BREUER Annabel 1992 1,5 Forward
13 BÖHME Thomas 1991 3,0 Guard
14 SCHELL Felix 1989 4,0 Center
15 KÖHLER Dirk 1967 4,0 Center
ZELTINGER Nicolai 1972 Trainer
NEUMANN Ralf 1963 Co-Trainer
MICHEL-LEUTHEUSER Petra 1963 Teamärztin
BRIEGEL Pia 1983 Physio
SCHEIL Beke 1989 Physio

 

RSV Lahn-Dill
Abgänge Zugänge
David Amend / Rhine River Rhinos Wiesbaden Nico Dreimüller / SGK Heidelberg

Zu- und Abgänge in der RBBL 2015/2016

 

RSB Thuringia Bulls
Abgänge Zugänge
Billy Bridge (GBR) / LAB Dinamo Sassari (ITA) Marcus Kietzer / Jena Caputs
Sebastian Magenheim / USC München Joakim Linden (SWE) / Norrköping Dolphins (SWE)
Bart Nulens (BEL) / unbekannt

 

BSC-Rollers Zwickau
Abgänge Zugänge
Bryce Doody (USA) / Karriereende Vanessa Erskine (USA) / Univ. of Wisconsin (USA)
Adam Erben (CZE) / unbekannt Frank Oehme / Jena Caputs
Kai Möller / FCK Rolling Devils Andy Ortmann / Jena Caputs
Darren Scott Peasley (GBR) / unbekannt Ronny Steidl / RSB Thuringia Bulls II
Matt Sealy (GBR) / London Titans (GBR) Vytautas Skucas (LIT) / Nevsky All. St. Petersburg (RUS)

 

BG Baskets Hamburg
Abgänge Zugänge
Desiree Miller (USA) / unbekannt (USA) Bestami Boz (TUR) / Galatasaray Istanbul (TUR)
Mareike Miller / unbekannt (USA) Karlis Gabranovs (LET) / Deportivo Amivel Malaga (ESP)
Robin Poggenwisch (NED) / CS Meaux (FRA) Philipp Häfeli (SUI) / FCK Rolling Devils

 

Doneck Trier Dolphins
Abgänge Zugänge
Chad Jassman (CAN) / Calgary Grizzlies (CAN) Mattijs Bellers (NED) / RSC Osnabrück
Mark van der Kuilen (NED) / CS Meaux (FRA) Edgaras Ciaplinskas (LIT) / Nevsky St. Petersburg (RUS)
Janet McLachlan (CAN) / Rhinos Wiesbaden Alieu Faal (SWE) / Norrbacka IF (SWE)
Peter Müller / Doneck Dolphins Trier II Valeska Finger / Dolphins Trier II
Karlis Podnieks (LET) / AMFIV Vigo (ESP) Tommie Gray (USA) / Racing Straßburg (FRA)
Tyler Saunders (GBR) / London Titans (GBR) Frank de Jong (NED) / Antwerpen Players (BEL)
Dirk Schmitz / Doneck Dolphins Trier II Ann-Kathrin Nickels / Dolphins Trier II

 

Mainhatten Skywheelers
Abgänge Zugänge
Johannes Hengst / Mainhatten Skywheelers II Sedat Dogan / RSG Ludwigshafen
Andreas Kress / Karriereende Markus Gmeinwieser / FCK Rolling Devils
Maria Kühn / Karriereende Marina Mohnen / Köln 99ers
Lars Lehmann / Mainhatten Skywheelers II Paul Nikolaus / FCK Rolling Devils
Anna-Maria Müller / Mainhatten Skywheelers II
Christoph Spitz / Rhine River Rhinos Wiesbaden

 

FCK Rolling Devils
Abgänge Zugänge
Serdar Antac (TUR) / SGK Heidelberg Kai Möller / BSC-Rollers Zwickau
Pieter Dries (BEL) / unbekannt (BEL) Robin Rittersbacher / FCK Rolling Devils II
Markus Gmeinwieser / Mainhatten Skywheelers Jake Williams (USA) / University of Wisconsin (USA)
Philipp Häfeli (SUI) / BG Baskets Hamburg Ryan Wright (USA) / Denver Rolling Nuggets (USA)
Paul Nikolaus / Mainhatten Skywheelers

 

Köln 99ers
Abgänge Zugänge
Frank de Goede (NED) / SC Antilope Utrecht (NED) John McPhail (AUS) / Dallas Mavericks (USA)
Marina Mohnen / Mainhatten Skywheelers Jelle van de Steen (NED) / OF Amsterdam (NED)
Edwin Schalkx (NED) / unbekannt (NED) Macauley Tomlinson (GBR) / Swinden Shock (GBR)
Paul Toes (NED) / SC Devedo (NED) Jamie Mazzi (USA) / Padua Millenium Baskets (ITA)
Ramo Rekanovic (BIH) / KIK Una Sana Bihac (BIH)

 

Hannover United
Abgänge Zugänge
Sebastiao Nijman (NED) / RSC Osnabrück
Leon-Ole Schöneberg / SGK Heidelberg

 

USC München
Abgänge Zugänge
Abraham Amari (IRI) / Leeds Spiders (GBR) Sebastian Magenheim / RSB Thuringia Bulls
David Ion (GBR) / Carlisle Panthers (GBR) Christoph Vo / USC München III
Conny Wibmer (AUT) / RSV Basket Salzburg (AUT)

Der Spielplan des RSV Lahn-Dill 2015/2016

Art Datum Uhrzeit Gegner (Heim/Auswärts) Ort
RBBL 03.10.2015 17:00 Mainhatten Skywheelers (A) Frankfurt
RBBL 10.10.2015 19:30 Hannover United (H) Wetzlar
RBBL 17.10.2015 17:00 USC München (A) München
RBBL 24.10.2015 16:00 FCK Rolling Devils (H) Wetzlar
RBBL 31.10.2015 17:00 RBC Köln 99ers (A) Köln
DRS 07./08.11.2015 Doneck Dolphins Trier (A) München
DRS 07./08.11.2015 Sieger aus München Iguanas / RRR Wiesbaden München
RBBL 14.11.2015 16:00 Doneck Dolphins Trier (H) Wetzlar
RBBL 21.11.2015 18:00 RSB Thuringia Bulls (A) Elxleben
RBBL 28.11.2015 19:30 BSC-Rollers Zwickau (H) Wetzlar
RBBL 05.12.2015 15:00 BG Baskets Hamburg (A) Hamburg
DRS 13.12.2015 DRS-Pokal Viertelfinale* Wetzlar
RBBL 20.12.2015 16:00 Mainhatten Skywheelers (H) Wetzlar
RBBL 09.01.2016 18:00 Hannover United (A) Hannover
RBBL 16.01.2016 19:30 USC München (H) Wetzlar
RBBL 23.01.2016 18:00 FCK Rolling Devils (A) Kaiserslautern
RBBL 30.01.2016 16:00 RBC Köln 99ers (H) Wetzlar
RBBL 06.02.2016 14:00 Doneck Dolphins Trier (A) Trier
RBBL 13.02.2016 19:30 RSB Thuringia Bulls (H) Wetzlar
RBBL 21.02.2016 14:00 BSC-Rollers Zwickau (A) Zwickau
RBBL 27.02.2016 19:30 BG Baskets Hamburg (H) Wetzlar
RBBL 05./06.03.2016 Playoff-Halbfinale #1*
RBBL 19.03.2016 Playoff-Halbfinale #2*
RBBL 20.03.2016 Playoff-Halbfinale #3*
DRS 02.04.2016 DRS-Pokal Final Four*
DRS 03.04.2016 DRS-Pokal Final Four*
RBBL 09./10.04.2016 Playoff-Finale #1*
RBBL 16.04.2016 Playoff-Finale #2*
RBBL 17.04.2016 Playoff-Finale #3*
CL 06.05.2016 Champions League (A) Zwickau
CL 06.05.2016 Champions League (A) Zwickau
CL 07.05.2016 Champions League (A) Zwickau
CL 07.05.2016 Champions League (A) Zwickau
CL 08.05.2016 Champions League (A) Zwickau

 

RBBL = 1. Bundesliga

DRS = DRS-Pokal

CL = Champions League

(A) = Auswärtsspiel

(H) = Heimspiel

* = Bei Qualifikation

Andreas Joneck

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