Am Sonntag kommt es in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL) zum ersten Gigantentreffen der laufenden Saison. Um 16 Uhr stehen sich in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle die beiden Kontrahenten der letztjährigen Playoff-Finalserie gegenüber. Diesmal jedoch mit umgedrehten Vorzeichen, denn die RSB Thuringia Bulls sind die Gejagten, der RSV Lahn-Dill, der auf Revanche sinnende Jäger.
Mit jeweils fünf Siegen aus fünf Spielen war der Saisonauftakt für beide Seiten erfolgreich, insbesondere aufgrund der jeweiligen klaren Erfolge gegen den selbsternannten Herausforderer Hamburg. Doch das Duell der beiden Platzhirsche ist das erste richtige Highlight der Spielzeit 2016/2017 für beide Seiten
„Wir sinnen, ähnlich wie unser Gegner im Vorjahr, natürlich auf die nun mögliche Revanche, nachdem Meisterschaft und Pokalsieg nach Thüringen gegangen sind“, macht RSV-Trainer Nicolai Zeltinger keinen Hehl aus der sportlich logischen Gefühlslage in seinem Team. Genau diesen Punkt müssen sich Kapitän Michael Paye & Co. am Sonntag in eigener Halle zum emotionalen Vorteil werden lassen, ganz genauso wie es die Thuringia Bulls im Frühjahr in den Endspielen um den DRS-Pokal und den Titel in der RBBL zu nutzen gemacht haben
Auch wenn am siebten Spieltag der höchsten deutschen Spielklasse natürlich noch kein Titel entschieden wird, ist damit aber auch klar, welche Brisanz in dem Duell zwischen den gastgebenden Hessen und den Thüringern begründet liegt. Man spricht von mentalen Duftnoten, von psychologischen Vorteilen und vielem mehr, doch letztendlich geht es um 40 effektive Spielminuten auf dem Parkett der August-Bebel-Sporthalle, in der der RSV zuletzt am 13. Februar einen 68:61-Erfolg über den damaligen Herausforderer feiern konnte. Was folgte ist bekannt. Eine knappe Niederlage im Pokalfinale und zwei weitere verlorene Duelle in den Playoff-Endspielen, nachdem ein Jahr zuvor noch der RSV Lahn-Dill in Meisterschaft und Pokal sowie im Halbfinale der Champions League triumphieren konnte.
Sportlich besitzt die RBBL mit diesen beiden Kontrahenten gleich zwei europäische Topteams, die sich mit Breiter Brust dem Kampf auf drei Hochzeiten stellen können. In Thüringen dominieren aktuell der schwedische Guard Joakim Linden, Regisseur André Bienek und Center Aliaksandr Halouski das Geschehen auf dem Spielfeld. Der Lette Venckus Nerijus und der Brite Dan Highcock haben das Meisterteam verlassen, Benjamin Kenyon und Vanessa Erskine kamen dafür aus Zwickau. Als Ersatz für den britischen Europameister wurde der Iraner Vahid Gholamazad verpflichtet, der allerdings aufgrund von Visaproblemen bisher nicht für die Thüringer auflaufen konnte. Stattdessen wurde der Russe Vasily Kochetkov reaktiviert. Der größte Umbruch fand jedoch auf der Bank der Bulls statt, wo der junge Michael Engel Meistertrainer Josef Jaglowski beerbte.
Auf der anderen Seite steht ein RSV Lahn-Dill, der durch die Zugänge Piotr Luszynski und Philipp Häfeli, eine andere Handschrift besitzt, als in den vergangenen Gipfeltreffen. Doch der Pole und der Schweizer sind bereits gut integriert und ebenfalls vom Virus, der von diesem absoluten Topspiel ausgeht, infiziert.
In der bisherigen Runde gaben sich beide Seiten wenig Blöße, zeigten im Duell mit Herausforderer Hamburg ihre überlegene Klasse und ließen auch gegen die restliche Konkurrenz wenig bis gar nichts anbrennen. Während in Thüringen vom genannten Trio Halouski, Linden und Bienek aktuell 59,2 Punkte pro Spiel erzielt werden, kommt das RSV-Trio Luszynski, Paye und Thomas Böhme auf 59,0 Zähler pro Spiel. Ein Duell auf Augenhöhe, dessen Ausgang letztendlich auch von der Tagesform beider Kontrahenten abhängig sein wird, erwartet die Besucher am Sonntag um 16 Uhr in der guten Stube des RSV Lahn-Dill.
RBBL, 7. Spieltag: Doneck Dolphins Trier – ASV Bonn, Rhine River Rhinos Wiesbaden – BSC-Rollers Zwickau (beide Sa.), BG Baskets Hamburg – USC München, RSV Lahn-Dill – RSB Thuringia Bulls (beide So.).
Andreas Joneck