Bei der Akutversorgung von Schlaganfällen geht es um jede Sekunde, denn: „time is brain.“ Durch die Optimierung der Behandlungsabläufe und der Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten konnte das SRH Klinikum Karlsbad die Schlaganfallbehandlung weiter beschleunigen. Für die erfolgreiche Umsetzung erhielt das Klinikum jetzt den SRH Qualitätspreis. Die Zellen des Gehirns können ohne Sauerstoff nicht überleben. Verstopft ein Blutgerinnsel ein gehirnversorgendes Gefäß tritt ohne eine Sauerstoffversorgung innerhalb kurzer Zeit der Zelltod ein. Nur eine schnelle Diagnostik und Behandlung kann das verhindern. Eine Blutverdünnung, die sogenannte Lyse, löst das Gerinnsel auf und reaktiviert die Sauerstoffversorgung. Je schneller eine Lyse durchgeführt wird, desto geringer das Risiko, am Schlaganfall zu sterben oder bleibende Schäden davonzutragen.
Zur Beschleunigung der Lysezeiten hat das Karlsbader Klinikum seine Behandlungsabläufe analysiert und angepasst. Im Tagdienst der Notaufnahme ist nun ein Oberarzt der Stroke Unit eingeteilt, der nach Eintreffen des Patienten noch vor Ort eine Lyse durchführen kann. Auf der Stroke Unit, einer Schlaganfallstation mit spezieller personeller und apparativer Ausstattung, erfolgt dann die Weiterbehandlung. Für die Ankündigung zeitkritischer Schlaganfalluntersuchungen hat das Klinikum außerdem ein „Stroke-Telefon“ eingerichtet. Zur geplanten Ankunftszeit des Rettungsdienstes sperrt die Radiologie das CT- oder MRT-Gerät für einen Korridor von 5 Minuten, um den eintreffenden Schlaganfallpatienten vorrangig untersuchen zu können. Etabliert hat sich bereits ein „Rettungsdienst-Assessment“, das gemeinsam mit dem Städtischen Klinikum Karlsruhe und den Rettungsdiensten erarbeitet wurde. Diese Checkliste bietet eine Kommunikationsgrundlage zur Erhebung der aktuellen Beschwerden und zur Vorbereitung der medizinischen Maßnahmen. Die Checkliste findet bereits über die Region hinaus Anwendung.
Die Behandlungszeiten haben sich so innerhalb des zweiten Halbjahrs 2013 um durchschnittlich 13 Minuten verkürzt. Durch die Optimierungen liegt der Anteil an Patienten, die mittlerweile innerhalb eines 20-Minuten-Fensters versorgt werden, über dem baden-württembergischen Durchschnitt. Die Gesamtzahl der Lysebehandlungen ist ebenfalls gestiegen. Als Mitglied der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) messen die SRH Kliniken regelmäßig ihre Behandlungsqualität anhand von Routinedaten. An einem Schlaganfall sterben laut IQM-Durchschnittswert bundesweit fast zehn Prozent der Patienten. Im Karlsbader Klinikum waren es 2013 weniger als fünf Prozent.
Für das „door-to-lyse“-Projekt erhält das Karlsbader Klinikum den SRH Qualitätspreis 2014. Mit ihm werden jedes Jahr die besten Ideen zur Steigerung der Behandlungsqualität und Patientenversorgung ausgezeichnet. Die Ideen werden allen Kliniken im Verbund der Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH) zur Verfügung gestellt.