Die Kleinste kam am zweiten Wettkampftag der Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) im Schwimmen der Behinderten in der Berliner Schwimm- und Sprunghalle im Europa Sportpark groß raus. Bei ihrem ersten großen Wettkampf schaffte es die erst zehnjährige Anna Krzyzaniak von der SG Remscheid gleich zweimal ins Jugendfinale und zeigte über ihre Lieblingsstrecke 50 Meter Rücken sowie über 200 Meter Lagen gegen die ältere Konkurrenz tolle Leistungen. „In so einer riesigen Schwimmhalle zweimal ins Finale zu kommen und dann auch noch beide Male schneller zu schwimmen als im Vorlauf – das ist sensationell“, lobte Lukas Niedenzu, Nachwuchs-Landestrainer im Behindertensportverband Nordrhein-Westfalen. Anna Krzyzaniak gehöre mit der Berlinerin Lea Stengel zu den talentiertesten Nachwuchs-Schwimmerinnen. Und die Zehnjährige, die ohne rechte Hand auf die Welt gekommen ist, hatte sichtlich Spaß bei ihrer IDM-Premiere. „Es gefällt mir hier. Dass es so gut läuft, hätte ich nicht gedacht“, sagte Anna stolz und mit einem Lächeln.
Neben ihr überzeugten auch die Paralympics-Stars. Zur Halbzeit nach zwei Wettkampftagen wurden bereits 18 neue Welt- und sieben neue Europarekorde im schnellen Berliner Wasser aufgestellt. An den Start gehen neben deutschen Aushängeschildern wie Kirsten Bruhn, Daniela Schulte oder Torben Schmidtke auch zahlreiche internationale Topstars: Eleanor Simmonds, das Gesicht der Paralympics 2012 in London, die US-Amerikanerin und zwölffache Paralympics-Gewinnerin Jessica Long oder die Norwegerin Ingrid Thunem, die in der Klasse mit den größten körperlichen Einschränkungen in Berlin bereits für mehrere Weltrekorde und Medaillen sorgte. Insgesamt sind es rund 450 Sportlerinnen und Sportler aus 35 Nationen. Am erfolgreichsten ist bisher Großbritannien mit 21 Medaillen, darunter achtmal Gold.
Am Freitagmittag wurde die insgesamt 28. IDM, die zum 15. Mal in Folge in Berlin stattfindet und von der Abteilung Schwimmen des Deutschen Behindertensportverbandes veranstaltet wird, offiziell eröffnet. Der britische Botschafter, Simon McDonald, bezeichnete die IDM als „einen der wichtigsten Wettkämpfe im paralympischen Sportkalender“. Er berichtete von den nachhaltig positiven Auswirkungen der Paralympics in London 2012. „Die Arbeit war mit der Abschlussfeier nicht vorbei. Wir wollen durch die Paralympics langfristig zu einer inklusiven und toleranten Gesellschaft beitragen und das Erbe der Spiele nutzen“, so McDonald. So hätten drei Viertel der befragten Briten in einer Umfrage angegeben, dass die Paralympics die Einstellung zu Menschen mit Handicap positiv verändert habe. Ein stärkeres Bewusstsein für den paralympischen Sport auch in der deutschen Öffentlichkeit registriert Bernd Krömer, Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport. „Das geschieht vor allem durch die Paralympischen Sommer- und Winterspiele, aber auch durch solche hochkarätigen Events wie die IDM hier in Berlin“, betonte Krömer.
Und durch große Persönlichkeiten. Wie die dreimalige Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn, die bei ihrer letzten IDM-Teilnahme für ihre Leistungen mit dem goldenen Berliner Bären geehrt wurde. Nach der angestrebten EM-Teilnahme im August wird die deutsche Ausnahmeathletin ihre aktive Karriere Ende des Jahres beenden. „Ich werde dem Schwimmsport aber bestimmt in irgendeiner Form erhalten bleiben“, erklärte Bruhn. Vielleicht um mitzuhelfen, den talentierten Nachwuchs wie die zehnjährige Anna Krzyzaniak bestmöglich zu fördern.