Fachkräftemangel im Reha- und Breitensport

Nicht selten möchten Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung im Rehabilitations- oder Breitensport aktiv werden, doch sie finden keine geeigneten Angebote. Die Gründe dafür: Es gibt sowohl zu wenige Gruppen als auch zu wenige Übungsleiter. Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) möchte diesem Mangel an Fachkräften mit verschiedenen Maßnahmen entgegenwirken. Für neuen Schwung sollen unter anderem die Bundesbildungskonferenz des DBS im Mai sowie das ReStart-Programm sorgen. Reha- und Breitensport haben gleich mehrere Vorteile: Bewegung fördert die Mobilität von Menschen mit Behinderung im Alltag, stärkt das Selbstbewusstsein und trägt zu einem gesunden Lebensstil bei. Zudem schafft der Sport Begegnung, erzeugt Verständnis füreinander und Freude miteinander. Umso besorgniserregender sind der deutliche Rückgang sowohl von Sportangeboten und Übungsleiter als auch von Sporttreibenden als Folge der Corona-Pandemie. „Wir brauchen unbedingt mehr qualifizierte Übungsleiter, um die Angebote für Menschen mit Behinderung im Sport wieder aufzubauen und zu erweitern“, stellt DBS-Vizepräsidentin Dr. Vera Jaron klar und appelliert: „Fast jeder kann Übungsleiter werden. Einzige Voraussetzung, um an den Bildungsmaßnahmen des DBS teilzunehmen, ist das Mindestalter von 18 Jahren. Gerade Menschen mit Behinderung wollen wir ermutigen Übungsleitung zu werden, da sie einen wertvollen Erfahrungsschatz zu Selbsthilfe per se mitbringen.“ Grundlage sind die stetig wachsenden Angebote an Aus-, Fort- und Weiterbildungen, die im DBS-Lehrgangsplan zu finden sind. Die aktuell rund 1000 Maßnahmen pro Jahr richten sich an Menschen mit und ohne Behinderung. Die Kombination von Online- und Präsenz-Veranstaltungen ermöglicht den angehenden Übungsleitern dabei eine zeitliche Flexibilität, um die Ausbildungen gut im Alltag integrieren zu können. „Unsere Landes- und Fachverbände sowie die DBS-Akademie stellen allen Interessierten sowohl ein umfassendes und abwechslungsreiches als auch ein möglichst wohnortnahes Angebot zur Verfügung“, berichtet Jaron. Um ein vielfältiges Engagement im Behindertensport zu erreichen, richtet der DBS in diesem Jahr zusätzlich zu den regulären Qualifizierungsangeboten eine Bundesbildungskonferenz aus. Die Veranstaltung am 5. und 6. Mai 2023 können nicht nur Übungsleiter und Trainer als Weiterbildung und Austauschplattform nutzen, sondern auch Bildungsverantwortliche und Referenten der Sportverbände können neue Anregungen und Impulse für ihre Arbeit sammeln. In Vorträgen und Workshops tauschen sich die Teilnehmenden unter anderem zum Umgang mit heterogenen Sportgruppen (Multimorbidität), zu psychischen Erkrankungen sowie zu Möglichkeiten der Fort- und Ausbildungen im Leistungssport für Menschen mit Behinderung aus. Nicht nur beim DBS steht der Rückgang an Sportlern und Engagierten im Fokus. Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schafft mit dem vom Bundesministerium für Inneres und für Heimat geförderten ReStart-Programm Anreize für Vereine und Sportinteressierte. Deutschland wieder in Bewegung bringen – so lautete das ambitionierte Motto. Unter anderem sollen 150.000 sogenannte Sportvereinsschecks im Wert von je 40 Euro Neueinsteiger den Start in den Sport erleichtern. Zudem bietet der DOSB 4.000 Vereinen je 1.000 Euro für Angebote mit verschiedenen Schwerpunkten wie Inklusion, Gesundheitssport, Sport der Älteren und für Projekte zur Förderung der Schwimmfähigkeit. Unter dem Motto „Sporttage sind Feiertage“ sollen Spaß und Freude an der Bewegung sowie am Sporttreiben im Vordergrund stehen. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Vereinssport in Deutschland wieder zu stärken. Vera Jaron: „Mehr Fachkräfte im Reha- und Breitensport und damit einhergehend mehr Angebote sind für uns der Schlüssel zum Erfolg. Damit wollen wir der Tatsache entgegenwirken, dass in Deutschland 55 Prozent der Menschen mit Behinderung keinen Sport treiben und nur sieben Prozent der Vereine Angebote machen.“

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