Nordische Ski-WM: Martin Fleig und Anja Wicker gewinnen im Biathlon Gold

Martin Fleig reckte im Ziel beide Arme zum Himmel, drehte sich zum Publikum und verbeugte sich. Wenig später hing eine Deutschland-Fahne um seine Schultern und der 27-jährige Freiburger zitterte vor lauter Emotionen. „Ich kann das gar nicht glauben und bin überglücklich“, sagte der frischgebackene Doppel-Weltmeister bei der nordischen Ski-WM in Finsterau. Im Biathlon über die Langdistanz holte er seinen zweiten Titel und jubelte damit ebenso über Gold wie die Stuttgarterin Anja Wicker. Clara Klug rundete das starke Abschneiden der deutschen Mannschaft mit Silber ab.

Martin Fleig. Foto: Ralf Kuckuck / DBS

Drei Tage nach seinem Titelgewinn über 12,5 Kilometer siegte Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg) auch über die lange Distanz von 15 Kilometern und präsentierte sich erneut in bestechender Form. Ausschlaggebend dafür waren die beste Laufleistung des Feldes sowie nur ein Schießfehler und damit deutlich weniger als die Konkurrenz – diese Kombination katapultierte ihn mit großem Vorsprung an die Spitze. In 44:39,4 Minuten war er mehr als drei Minuten schneller als Taras Rad (Ukraine / 48:01,3 Minuten), der viermal daneben schoss.

Bronze ging an den Norweger Trygve Steinar Larsen (49:07,9 Minuten / drei Schießfehler). „Nach meiner ersten Goldmedaille konnte ich es diesmal etwas lockerer angehen“, sagte Fleig und fügte an: „Ich bin mit einem guten Gefühl in den Tag gestartet, habe aber dennoch nicht damit gerechnet, dass es wieder zum Sieg reichen könnte.“ Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt wurde das Rennen für ihn zur „Quälerei“, doch die Witterungsbedingungen geben die Richtung für die nächsten Tage vor: „Ich bin heiß auf den Rest der WM.“

Wenige Minuten nach Fleigs Zieleinlauf durften sich die Zuschauer im gut besuchten Finsterauer Skistadion und das deutsche Team über die zweite Goldmedaille des Tages freuen. Wie der Freiburger dominierte auch Anja Wicker (MTV Stuttgart) bei den Frauen sitzend die Konkurrenz. Die 25-Jährige war am Schießstand und in der Loipe stark unterwegs, schoss nur einmal daneben und verwies in 43:07,3 Minuten die Weißrussin Lidziya Hrafeyeva (46:05,2 Minuten / drei Schießfehler) und Oksana Masters (USA / 46:43,7 Minuten / vier Fehler) auf die weiteren Plätze.

Die Elsdorferin Andrea Eskau vom USC Magdeburg wurde in 48:36,9 Minuten nach vier Schießfehlern Vierte.  „Ich habe Martin von der Strecke aus jubeln sehen und mir gedacht: Das schaffe ich auch“, berichtete Wicker nach ihren 12,5 Kilometern mit einem Schmunzeln und nahm die herzlichen Glückwünsche von DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher entgegen. „Er war mein Glücksbringer. Mein großer Traum ist wahr geworden.“

Mit ihren Leistungen hinterließ das Gold-Duo auch bei Bundestrainer Ralf Rombach mächtig Eindruck. „Es war nicht einfach heute. Das sieht man an den vielen Schießfehlern im Feld. Umso höher sind die Auftritte von Martin und Anja einzuschätzen“, sagte Rombach. Und der „Wahnsinn“, wie ihn der Chefcoach nannte, ging weiter. In der Startklasse der Damen mit Sehbehinderung schaffte es Clara Klug vom PSV München zu Silber. Für die 12,5 Kilometer benötigte sie 43:58,2 Minuten inklusive zweier Strafminuten. Gold ging an Oksana Shyshkova (Ukraine / 38:26,6 Minuten / kein Schießfehler), Bronze an deren Landsfrau Olga Prylutska (45:16 Minuten / sechs Fehler).

Nach dreimal null Fehlern unterliefen der 22-jährigen Klug beim letzten Anschlag zwei Fehlschüsse. „Da wollte ich zu schnell zu viel“, sagte sie. Doch ihr Guide und Trainer Martin Härtl (SK Nesselwang) trieb sie auf den finalen 2,5 Kilometern lautstark voran. „Mir wäre zwischendurch fast die Kraft ausgegangen. Aber dann konnte ich doch noch einmal zulegen. Das stundenlange Grundlagentraining hat sich ausgezahlt“, jubelte die Münchnerin. Für Clara Klug war es nach Bronze am Samstag die zweite Medaille bei dieser WM. Auch Anja Wicker hatte über die Mitteldistanz im Biathlon mit Silber schon Edelmetall geholt. Dreimal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze bedeuten für die deutsche Mannschaft im vorübergehenden Medaillenspiegel nach drei Wettkampftagen Platz zwei hinter der überragenden Nation Ukraine. Am Mittwoch geht es in Finsterau mit den Langlauf-Staffeln weiter.

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