Toilettenliege im Behinderten-WC

Was ist eine Behindertentoilettenliege?

Es handelt sich in der Regel dabei um einen normalen 80 cm bis 100 cm langen und 50 cm breiten klappbaren Tisch, der sich in einer Höhe vom 50 cm über dem Fußboden befindet und an dem 2 klappbare Tischbeine angebracht sind, Dieser wird an 2 Scharnieren an einer der Toilettenraumwände befestigt. Man kann diese Liege auch ohne Scharniere mit 4 Tischbeinen dort aufstellen. Dabei kann eine Toilettenliege aus Holz, Metall oder Kunststoff hergestellt werden. Es ist sogar eine Kombination verschiedener Materialien möglich. Die Metallvariante ist hygienischer und stabiler (auch gegen Vandalismus), jedoch sicher teurer als die Holzvariante und durch ihr Gewicht für Rollstuhlfahrer nicht ohne fremde Hilfe zu bedienen. Dagegen eignet sich die Holzvariante, aufgrund des geringeren Gewichts, beispielsweise eher für Eisenbahnzüge und dort, wegen der Platzverhältnisse, zudem eher ei-ne Klapp- als eine vierbeinige Standliege. Eine Behindertentoilettenliege darf nicht mit einem herkömmlichen Babywickeltisch verwechselt werden, der sehr viel kleiner ist und in der Regel in einer Höhe von etwa 70 cm über dem Fußboden angebracht ist und wird.

Für wen ist eine Behindertentoilettenliege gedacht?

Sie ist für rückengeschädigte Rollstuhlfahrer gedacht, welche aufgrund einer, durch ihre Querschnittlähmung hervorgerufene Rückenmuskelschädigung nicht in der Lage sind, auf einem herkömmlichen WC sitzend ihre Notdurft zu verrichten, sondern für die es nur auf einer solchen Liege möglich ist.

 

 

 

 

Neues Rathaus Göttingen, Erdgeschoss

Wo und seit wann gibt es bereits öffentlich zugängliche Behindertentoilettenliegen?

Es ist nicht bekannt, wie viele Behindertentoilettenliegen es auf der Welt gibt. Fest steht aber, dass in der südniedersächsischen Universitätsstadt Göttingen 2 öffentlich zugängliche Behindertentoilettenliegen vorhanden sind und zwar in der 1. Etage des Hauptgebäudes des Neuen Rathauses, Hiroshima-platz 1 – 4 (Eurobehindertentoilettenraum) seit dem 01.08.2019 sowie im Erdgeschoss des Kaufland-Einkaufsmarktgebäudes, Kurze Geismarstraße 26 seit dem 04.05.2019 (siehe umseitige Fotos).

Wie sollte ein Behindertentoilettenraum ausgestattet sein?

Zur Standardausstattung eines Behindertentoilettenraumes gehören ein WC mit 2 hochklappbaren oder zumindest einem hochklappbaren Haltebügel, ein Waschbecken, ein Papierhandtuchspender (alle in 50 cm Höhe über dem Raumfußboden) und eine Notrufanlage. Diese sollte allerdings auch vom Raumfußboden aus erreichbar sein (z.B. mit Hilfe einer Schnur). Die Standardausstattung ist beispielsweise gut für Eisenbahnpersonenzüge geeignet, kommt fast in jedem Zugtyp vor und sollte auch eine Liege beinhalten. In öffentlichen Gebäuden sollte ebenfalls ein Behindertentoilettenraum mit der beschriebenen Standardausstattung vorhanden sein. Allerdings sollten dort die Notrufsysteme so eingerichtet sein, dass ein Notruf mindestens direkt zum Hausmeister oder zu einer als Hilfe zu leistende Personen (z.B. Mitarbeiter) gesendet werden kann. Dafür empfiehlt sich eine Notrufsprechanlage wie sie in Aufzügen gängig sein sollte. Außerdem sollte sich im Behindertentoilettenraum ein Notfallversorgungsschrank mit entsprechender Ausrüstung befinden. Dieser kann wichtig sein, um bei Stürzen, Verletzungen oder Kreislaufbeschwerden schnell erste Hilfe leisten zu können. Im Neuen Rathaus der Stadt Göttingen befindet sich ein Prototyp eines nahezu perfekt ausgestatteten Behindertentoilettenraumes (siehe Fotos).

 

 

 

 

Kaufland-Einkaufsmarktgebäude Göttingen

Wo können und sollen weitere öffentlich zugängliche Behindertentoilettenliegen aufgestellt oder eingebaut werden?

Sofern die Platzverhältnisse dafür gegeben sind, kann quasi in jedem öffentlichen Verkehrsmittel und Gebäude eine Behindertentoilettenliege aufgestellt oder eingebaut werden. Allerdings sollte dies nur getan werden, wenn davon auszugehen ist, dass eine Behindertentoilette auch von rückengeschädigten Rollstuhlfahrern verstärkt benutzt wird. Dies trifft hauptsächlich auf Eisenbahnpersonenschnellzüge, Fernbahnhöfe, von vornherein rollstuhlgängig ausgestattete Bergbahnstationen, Kommunal-, Regierungs-, Behörden-, Einkaufs-, Arzt- und Krankengymnastikgebäude zu.

Wo kann man sich Informationen über Behindertentoilettenliegen besorgen?

Die Informationen über Behindertentoilettenliegen sind bei der Internationalen Bürgerinitiative für Rollstuhlfahrerinteressen (INTERROLLI), c/o Frank Lackner (bei Behoumi), Tegeler Weg 53, D-37085 Göttingen, Mobilfunknr. 004915112788762, E-Mail: frank.lackner@t-online.de  erhältlich.

Neues Rathaus Göttingen, 1. Obergeschoss