Vor einem Vierteljahrhundert gründeten Menschen im Rollstuhl den Verein ‚Hunde für Handicaps‘, um sich gegenseitig bei der Ausbildung von Assistenzhunden zu unterstützen. Zum 25. Jubiläum im Mai blickt der bundesweit erste Verein dieser Art auf eine beeindruckende Bilanz zurück: Sie haben Dutzenden Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten zu einem vierbeinigen Assistenten verholfen – und damit zu mehr Mobilität und Lebensqualität. Dafür wurde ‚Hunde für Handicaps‘ sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Ralf Schmidt (Name geändert) kann sich seit vielen Jahren nicht mehr ohne Rollstuhl bewegen. In seinem fortgeschrittenen Stadium von Muskelschwund ist er auf Betreuung rund um die Uhr angewiesen, da er seine Hand nicht allein auf die elektrische Schaltung seines Gefährts legen kann. Privatsphäre? Einfach mal eine Stunde allein sein? Ein ferner Traum. Bis Schmidt vom Verein ‚Hunde für Handicaps‘ einen Assistenzhund bekommt, der lernt, die Hand seines Herrchens zurück auf die Schaltung des Rollstuhls zu schubsen, wenn sie herunterrutscht – und plötzlich kann sich das Mensch-Hund-Team allein draußen bewegen.
Mehr als 100 Assistenzhunde trainiert
Dieser riesige Gewinn an persönlicher Freiheit ist typisch für die Möglichkeiten, die ein ausgebildeter Assistenzhund bietet. „Türen öffnen, Socken ausziehen, Lichtschalter drücken und vieles mehr – ein gut trainierter Hund kann seinen Menschen genau dort unterstützen, wo eine Behinderung oder chronische Krankheit für Einschränkungen sorgt“, sagt Sabine Häcker, Vorstandsmitglied von ‚Hunde für Handicaps‘ und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, das sie 2015 stellvertretend für den ganzen Verein angenommen hat.
Seit seiner Gründung im Mai 1991 hat ‚Hunde für Handicaps‘ mit Spendengeldern rund 90 Welpen gekauft, um sie bei Eignung als Assistenzhunde auszubilden. „Damals war es gesellschaftlich völlig undenkbar, dass ein behinderter Mensch einen Hund hält, geschweige denn ihn selbst trainiert und ausbildet“, sagt Häcker. „Heute könnten sich die meisten Assistenzhundhalter ein Leben ohne ihr Tier nicht mehr vorstellen.“ Insgesamt haben die Vereinstrainer, die zum Teil selbst eine Behinderung haben und mit Assistenzhund leben, mehr als 100 Hunde trainiert. 37 Mensch-Hund-Teams haben die Abschlussprüfung zum Assistenzhund-Team bestanden. Die Prüfung wird inzwischen von Sachverständigen abgenommen, die von der IHK-Potsdam zertifiziert wurden.
Ausbildung kostet viel Geld, Zeit und ehrenamtliches Engagement
Die jahrelange Ausbildung zum Assistenzhund ist aufwändig und teuer: Rund 23.000 Euro kostet es, bis ein Hund so trainiert ist, dass er seinen Halter wirklich im Alltag unterstützen kann. Das erste Lebensjahr verbringen die Welpen in Patenfamilien in und um Berlin, wo der Verein seinen Hauptsitz hat. Eignet sich das Tier, wird es entweder von einem Trainer oder von seinem künftigen Halter selbst ausgebildet. „Das setzt viel ehrenamtliches Engagement von den Vereinsmitgliedern voraus – und zahlreiche private Spender sowie Unterstützer wie Mars Petcare mit der Marke Pedigree, die sich seit vielen Jahren für die Ausbildung von Assistenzhunden stark macht“, sagt Häcker.
Jubiläumsfeier in Berlin
Am 21. Mai kommen viele der Vereinsmitglieder und Hundehalter mit ihren Tieren bei der großen Jubiläumsfeier in Berlin zusammen. Ein Höhepunkt wird die Preisverleihung des Wettbewerbs „Das Goldene Team“ sein, der erstmals beeindruckende Hilfeleistungen von Assistenzhunden ehrt. Weitere Informationen gibt es unter www.das-goldene-team.de.
Weitere Informationen: Hunde für Handicaps – Verein für Behinderten-Begleithunde e. V., Telefon 030 29492000, E-Mail: info@hundefuerhandicaps.de, www.hundefuerhandicaps.de