Klares Wasser, feine Sandstrände und schöne Binnenseen: Deutschland ist reich an Bade- und Wasserfreuden. Für Menschen mit Handicap gibt die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland (AG) Tipps für erholsame Sommertage.
Das Element Wasser hat eine besondere Kraft in sich. Mit seiner belebenden Wirkung auf Körper, Geist und Seele sorgt es für herrliche Glücksmomente. Schwebend lässt sich ein Stück weit die Schwerkraft überwinden und die Leichtigkeit des Seins spüren. Man fühlt sich federleicht, die Seele baumelt, Wohlgefühl setzt ein. Auch Menschen mit Behinderung empfinden dies als ganz besondere Freude. Ihnen bieten die Barrierefreien Reiseziele in Deutschland mannigfaltige Angebote für ein unbeschwertes Wassererlebnis. Acht Regionen, die zu den Vorreitern auf dem Gebiet des barrierefreien Reisens gehören, geben auf ihrer Website www.barrierefreie-reiseziele.de Ideen für eine erlebnisreiche Auszeit an See, Fluss und Sandstrand.
Fränkisches Seenland: Mit dem Tiralo-Rollstuhl ins erfrischende Nass
Die Urlaubsregion südwestlich von Nürnberg etwa ist geprägt von sieben großen Seen, an denen Wasserratten ein herrliches Badeparadies vorfinden. Barrierefreien Badespaß bieten „amphibische“ Rollstühle, die sich sowohl für den Sandstrand als auch für das Wasser eignen – und zwar ohne Umbau. Der leichte Aluminiumrahmen, das wasserdurchlässige Nylon-Sitzgewebe und die schwimmfähigen Niedrigdruckräder sorgen für optimalen Badekomfort. Die Tiralos, wie sie Einheimische liebevoll nennen, werden kostenfrei an Altmühl-, Brombach- und Rothsee verliehen. Ebenso beliebt sind die Ausflugsfahrten mit der „MS Brombachsee“, Europas größtem Fahrgast-Trimaran auf einem Binnensee. Der Zustieg ist stufenlos und der gläserne Panoramaaufzug ermöglicht es auch Personen im Rollstuhl, alle drei Decks zu erkunden.
Lausitzer Seenland: Wasserparadies für Aktive
Aktive Erholung bietet das Lausitzer Seenland im Osten Deutschlands. Durch Flutung und Renaturierung des einstigen Tagebaugebietes wächst hier zwischen Berlin und Dresden die größte von Menschenhand geschaffenen Wasserlandschaft Europas heran. Eine wahre Fülle an barrierefreien Wassersport-Erlebnissen ermöglicht der Senftenberger See. Auf seiner 1300 Hektar großen Wasserfläche schafft die Angebotsbreite aus Kajak, Kanadier, Ruder-, Tret-, Motor- und Segelboot reichlich Abwechslung. Ein spezieller Lift unterstützt beim Einstieg in die Boote. Absolutes Highlight ist das Kuttersegeln, ein aufregender Segeltörn in der Gruppe. Die zweistündigen Touren werden von erfahrenen Skippern begleitet. Segelkenntnisse sind daher nicht notwendig. Die Skipper laden die Teilnehmer ein, mit anzupacken, die Segel zu setzen, in See zu stechen und die Kraft des Windes zu spüren. Das Angebot richtet sich an Gäste mit und ohne Mobilitätseinschränkung, die sportlich sind und das Abenteuer suchen.
Ruppiner Seenland: Unterwegs mit Kanu, Kajak und Kanadier
Nördlich von Berlin erstreckt sich das wasserreiche Ruppiner Seenland mit über 170 Seen und 2 000 Kilometer verschlungenen Wasserwegen auf Seen, Flüssen und Kanälen. Hier finden sich ursprüngliche Natur, schilfgesäumte Ufer, Stille und Abgeschiedenheit. Es ist einfach verlockend, Kanu, Kajak oder Kanadier ins Wasser zu lassen und loszupaddeln. Gästen im Rollstuhl stehen dafür seit Kurzem barrierefreie Kanus zur Verfügung. Erfunden hat sie Jörg Tümmel, Inhaber barrierefreier Ferienwohnungen in der Region. Statt mit den Paddeln setzt der Sportler das Boot über eine Handkurbel in Bewegung, mit der sich zwei am Boot befestigte Schaufelräder im Wasser drehen. Dadurch ist das Kanu zum einen kentersicher und zum anderen ermöglicht es, im Boot sitzend vom Land ins Wasser sowie vom Wasser an Land zu gelangen. Ausprobieren lassen sie sich auf dem diesjährigen Kanutag in Himmelpfort, der bereits zum neunten Mal einlädt, die Ruppiner Gewässer intensiv zu erkunden. Und wer im kühlen Nass schwimmen möchte, dem sei der Stechlinsee empfohlen. Eine naturnahe Stelle erleichtert hier den Einstieg: Ein Baumstamm wurde so arrangiert, dass er vom Land ins Wasser ragt. Durch seine Rundung kann man sich bei ausreichender Beweglichkeit vom Rollstuhl direkt ins Wasser gleiten lassen und auch wieder herausziehen.
Eifel: Ranger-Schiffstouren durch den Nationalpark
Eingebettet in felsige Landschaftszüge und weite sattgrüne Hochflächen verfügt die Eifel im Westen Deutschlands über tief eingeschnittene Flusstäler wie das der Rur. Beliebt ist die Region vor allem für ihr reiches Wassererlebnisangebot rund um den angestauten Rursee. Schiffstouren bieten hier einen ganz neuen Zugang zum Nationalpark. Beim ruhigen Dahingleiten entlang der dicht bewaldeten Hänge erzählen Nationalparkranger über Flora und Fauna sowie die Entstehung der einzigartigen Landschaft. Für blinde und sehbehinderte Gäste haben sie ertastbare oder duftende Elemente aus der Natur dabei. Und mobile Hörverstärker werden an hörgeschädigte Besucher kostenfrei verliehen. Die Fahrten finden zwei Mal im Monat statt.
Weitere Tipps und Informationen zu allen Urlaubsgebieten, die der AG Barrierefreie Reiseziele in Deutschland angehören, sind auf www.barrierefreie-reiseziele.de abrufbar