Urlaubszeit: Wenn Improvisation, Mehrplanung und Unsicherheit zum Reisegepäck gehören

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Rollstuhlfahrerin mit Koffer auf reisenMit der Kampagne „Invisible Class“ macht Ottobock auf Barrieren aufmerksam und zeigt, wie selbstbestimmtes Reisen für Menschen mit Behinderung gelingen kann

„Früher war Reisen für mich oft spontan – einfach losfahren, vor Ort entscheiden, wohin es geht. Heute bedeutet es für mich: minutiöse Planung und was Plan B und C wären, falls etwas nicht funktioniert“, sagt Ayleen Walter aus Marburg. Sie ist Model, Speakerin und Rollstuhlnutzerin. Ayleen pendelt regelmäßig zwischen ihrer Heimatstadt und Berlin. „Für mich gibt es kein ‚Reisen mit leichtem Gepäck‘. Ich habe immer meine Hilfsmittel dabei, auf die ich nicht verzichten kann.“

Was Ayleen beschreibt, ist für viele Menschen mit Behinderung Alltag. Reisen braucht Planung bei gleichzeitiger Flexibilität und Improvisationstalent. Denn wer auf Hilfsmittel oder Barrierefreiheit angewiesen ist, stößt unterwegs oft auf Hindernisse, die andere gar nicht wahrnehmen: mehr Bürokratie bei Reiseanmeldungen, unzugängliche Unterkünfte oder fehlende Hilfsmittel nach einem Flug.

Eine neue europaweite Umfrage bestätigt Ayleens Erfahrung: 84 Prozent der Menschen mit eingeschränkter Mobilität haben beim Reisen bereits negative Erfahrungen gemacht. In den USA sind es sogar 96 Prozent. Um diese Barrieren sichtbar zu machen und gleichzeitig Lösungswege aufzuzeigen, startet das MedTech-Unternehmen Ottobock im September 2025 die internationale Kampagne „Invisible Class“.

Die unsichtbare Reiseklasse

Mit dem Begriff „Invisible Class“ beschreibt Ottobock eine symbolische Reiseklasse, in der 1,3 Mrd. Menschen weltweit unterwegs sind. Nicht aus freier Wahl, sondern weil strukturelle Barrieren sie in genau diese Position bringen. Sei es bei der Pendelstrecke zur Arbeit, der Kurztrip am Wochenende oder die langersehnte Urlaubsreise.

Starke Stimmen – sichtbar mitten in Berlin

"Ich hatte das Gefühl, mir würde etwas Wertvolles von meinem Körper abgenommen und dann vor allen anderen Passagieren durch den Scanner geschoben werden.“ - Zainab Al-Eqabi I (c)Ottobock
„Ich hatte das Gefühl, mir würde etwas Wertvolles von meinem Körper abgenommen und dann vor allen anderen Passagieren durch den Scanner geschoben werden.“ – Zainab Al-Eqabi I (c)Ottobock

Im Berliner Stadtbild macht Ottobock das Thema „Reisen mit Hindernissen“ sichtbar: Das MedTech-Unternehmen bespielt 84 digitale Werbeflächen an stark frequentierten Orten wie U-Bahnhöfen und dem Hauptbahnhof. Die Motive zeigen den Kontrast zwischen Urlaubserwartung und der ungeschönten Realität aus Sicht der Betroffenen. Ziel ist es, den Blick auf das Thema Barrierefreiheit zu schärfen und den Blick zu erweitern. Auch in Göttingen (Niedersachsen) sind die Motive zu „Invisible Class“ zu sehen.

Im Mittelpunkt der Kampagne stehen Menschen mit bewegenden Lebensgeschichten. Drei von ihnen sind:

  • Ayleen Walter (Deutschland) ist durch eine chronische Wirbelsäulenerkrankung an beiden Beinen querschnittsgelähmt. Als Model und Speakerin setzt sie sich für mehr Sichtbarkeit und das Empowerment von Menschen mit Behinderung ein.

    „Reisen mit Behinderung ist nicht unmöglich – aber es braucht sehr viel Vorbereitung, eine Portion Mut und das Vertrauen darauf, dass man immer irgendeine Lösung finden wird.“

  • Davide Morana (Italien) ist ein Para-Leichtathlet und unter anderem italienischer Meister 2022 im 100 Meter und 200 Meter Sprint. Ihm mussten aufgrund einer Meningitis-Erkrankung mit 24 Jahren beide Beine und Arme amputiert werden.

    „Mit einer Prothese durch die Flughafenkontrolle zu gehen, kann sich schnell wie ein Sicherheitsrisiko fühlen und nicht wie ein Reisender. Man gewöhnt sich zwar an die zusätzlichen Kontrollen, aber es fühlt sich weiterhin unangenehm an, angestarrt oder ausgesondert zu werden.“

  • Zainab Al-Eqabi (Vereinigte Arabische Emirate) verlor mit sieben Jahren ihr linkes Bein durch die Detonation einer Bombe. Heute engagiert sie sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen – als Fernsehmoderatorin, Influencerin und Model.

    „Das erste Mal, dass ich an einer Sicherheitskontrolle gezwungen wurde, meine Prothese abzunehmen, habe ich sehr geweint. Meine Prothese ist mein Bein. Ein Teil von mir. Ich hatte das Gefühl, mir würde etwas Wertvolles von meinem Körper abgenommen und dann vor allen anderen Passagieren durch den Scanner geschoben werden.“

Von Barrieren zu Lösungen: Tipps, Hacks und Community-Wissen

„Reisen mit Behinderung ist nicht unmöglich." - Ayleen Walter I (c)Ottobock
„Reisen mit Behinderung ist nicht unmöglich.“ – Ayleen Walter I (c)Ottobock

Mit „Invisible Class“ will Ottobock nicht nur auf Missstände hinweisen, sondern auch darauf, wie viel heute bereits möglich ist, wenn Wissen geteilt, Strukturen hinterfragt und Erfahrungen sichtbar gemacht werden. „Wir möchten aufzeigen, dass Mobilität sehr unterschiedlich erlebt wird – und wie wichtig es ist, Barrieren zu erkennen, um sie gezielt abzubauen“, erklärt Martin Böhm, Chief Experience Officer bei Ottobock. „Indem wir mit unseren Anwenderinnen und Anwendern weltweit und zeitgleich Aufmerksamkeit erzeugen, regen wir gemeinsam zu einer Veränderung für eine barrierefreien Zukunft an.“

„Invisible Class“ verfolgt dabei bewusst einen konstruktiven Ansatz. Neben der Darstellung von Hürden liegt der Fokus auf Lösungen und Alltagshilfen, angereichert mit Erfahrungsberichten, Interviews, Reisehacks und Empfehlungen für barrierefreie Orte – von Menschen mit Behinderungen selbst. Damit spielt die Community selbst eine entscheidende Rolle: Indem sie bekannte barrierefreie Orte, Sehenswürdigkeiten und Dienstleistungen teilen, helfen sie anderen Betroffenen, ihre Reisen besser zu planen.

Die Inhalte stellt Ottobock gesammelt auf einem digitalen Kampagnen-Hub bereit unter ottobock.com/de-de/invisible-class.

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