Die Vielfalt der Velomobile und Light Electric Vehicles (LEV) machen die Internationale Spezialradmesse SPEZI in Lauchringen zum Pflichttermin für alle, die schon heute die Zukunft der Mobilität erleben möchten. Ein verlängerter Testparcours bietet ideale Bedingungen, um die innovativen Modelle der weltweitführenden Velomobile-Anbieter auszuprobieren.
„Neue Mobilität braucht neue Fahrzeuge. Wer die Fahrradzukunft schon heute erleben möchte, testet auf der SPEZI Velomobile“, rät Gabriel Wolf, Mit-Organisator der Spezialradmesse. Für ihn schließen Velomobile die Lücke zwischen Fahrrad und Automobil: Pedalantrieb, meist mit Elektrounterstützung, kleine Stellfläche und vergleichsweise geringes Gewicht erinnern ans Fahrrad; während Wetterschutz, Aerodynamik, Stauraum, Spiegel und Blinker aufs Automobil verweisen. Die Grenzen zum LEV sind fließend. Offenkundig lassen Velomobile, die Kategorien Fahrrad, Motorrad, Kabinenroller oder Auto mühelos hinter sich. Sie kombinieren die jeweiligen Vorzüge der tradierten Mobilitätsformen, ohne in deren Nachteilen zu verbleiben. „Man ist autogleich vor Wind und Wetter geschützt und hat gleichzeitig das einmalige Dahingleiten des Radfahrens“, begeistert sich Wolf.
Hightech: Konstruktion jenseits des Drahtesels
Statt eines Fahrradrahmens, an den die verschiedenen Komponenten geschraubt werden, bedienen sich die meisten Velomobile eines Chassis’, nicht selten aus leichtem Faserverbundwerkstoff, auf dem die Karosserie sitzt, die in der Regel Stauraum („Kofferraum“) und Wetterschutz bietet. Die meisten Velomobile sind sogenannte Mehrspurfahrzeuge mit drei oder vier Rädern. Die verbauten Komponenten stammen aus Fahrrad-, Motorroller- und Automobilbereich; nicht selten kommen zudem aufwendige Eigenentwicklungen hinzu.
SPEZI ist Hotspot der Velomobile-Welt
Das Who-is-Who der Velomobile-Anbieter stellt auf der SPEZI 2024 aus. Beispielsweise das „Vigoz“ des französischen Unternehmens Cixi, das statt Kette oder Riemen auf das „Bike-by-Wire“-Prinzip setzt und mit einer geschlossenen Karosserie Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h verspricht. Die Serienfertigung beginnt 2025. Bereits in diesem Jahr startet der norwegische Hersteller Podbike mit der Auslieferung seiner Räder in Deutschland und zeigt auf der SPEZI sein „Frikar“-Velomobil, in dem die Fahrer:innen wettergeschützt unter einer gläsernen Kuppel sitzen. Das Pedilio-Velomobil des deutschen Entwicklers Thomas Viebach hat Solarpaneele in die Karosserie integriert und verspricht so teilweise Freiheit von der heimischen Steckdose. Der belgische Hersteller Quadvelo hat seine Wurzeln sogar auf der SPEZI selbst. 2017 entstand die Idee zum Velomobil auf der Messe. Heute zeigt Quadvelo das Serienmodell.
Velomobile haben Historie
Die Idee, ein Fahrrad mit dem Auto zu kreuzen, ist nicht neu. Bereits in den 1930er-Jahren rollten erste Velomobile über die Straßen Europas. Das „Velocar“ des Franzosen Charles Mochet überzeugte im Alltag und bei Radrennen auf der Straße und Radbahn. In den 1970er- und 1980er-Jahren griffen Konstruktionen wie die „Windcheetah“, „Leitra“ oder „Veleric“ die Idee erneut auf. Die Velomobile profitieren von der rasanten Entwicklung der Fahrradtechnik in den vergangenen 30 Jahren, der Einführung der Elektrounterstützung und dem geänderten Nutzungsverhalten der Menschen. Die heutigen Modelle sind vielfältig, von komplexen Hightech bis zu einfachen und robusten Lösungen: „E-Velo-Cabrio“, ein komfortables Alltagsfahrzeug mit pragmatischen Wetterschutzlösungen, „VeMoo“, eine französische Neuentwicklung eines Neige-Trikes mit Drei-Viertel-Verkleidung oder das legendäre Velomobil „Alleweder“, dessen Entwicklung über 30 Jahre zurückreicht.
Externe Erfolgsfaktoren
Die Aussteller der SPEZI zeigen, wie ausgereift Velomobile sind und welchen Beitrag sie zur ökologischen Verkehrswende leisten können. „Damit dies gelingen kann, müssen die Rahmenbedingungen für Velomobile geschaffen werden“, erklärt Wolf und ergänzt: „Die Normen und Zulassungsverfahren müssen auf Velomobile abgestimmt werden und Velomobile brauchen einen adäquaten Raum in der Verkehrsfläche.“ Zu welch unmittelbarem Erfolg eines Verkehrsmittels das führt, zeigen die Rahmenbedingungen für S-Pedelecs in der Schweiz und Belgien. Dort machen schnelle Pedelec, die bis maximal 45 km/h unterstützen, bereits ca. 20 Prozent aller verkaufen E-Bikes aus und substituieren Autofahrten auch im ländlichen Raum.
Verlängerter Testparcours
Die Möglichkeit, Räder und Fahrzeuge Probe zu fahren, steht weiter im Zentrum der Messe. Der Testparcours wurde für 2024 noch einmal verlängert. Das Ausprobieren gehört zur SPEZI.