Heinrich Buschmann, Vorsitzender des bundesweit aktiven Vereins Mobil mit Behinderung, erhält am heutigen Montag das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Verleihung findet im rheinland-pfälzischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie statt.
Seit fünfzehn Jahren engagiert sich Heinrich Buschmann dafür, dass Menschen mit Handicap und ihre Familien mobil sind. Er gründete den Verein in der Verbandsgemeinde Jockgrim im Landkreis Germersheim, in der er seit fünf Jahren auch als Behindertenbeauftragter tätig ist.
Als Rollstuhlnutzer stand Heinrich Buschmann vor fünfzehn Jahren wie tausende Betroffene bis heute vor der Frage, wie ein aktives Leben für ihn möglich ist. Der Schlüssel: Mobilität. Der Computerentwickler eines großen deutschen Elektronikunternehmens benötigte ein neues, auf seinen aktuellen Bedarf zugeschnittenes Auto, um sein berufliches, ehrenamtliches und privates Leben gestalten zu können.
Nicht immer können öffentliche Transportmittel, beispielsweise in ländlichen Regionen, behinderungsbedingte Mobilitätsnachteile ausgleichen. Die Kosten für einen speziell umgebauten PKW, insbesondere bei hohen Lähmungen und Elektrorollstuhlnutzung, liegen hingegen schnell in einem hohen fünfstelligen Euro-Bereich. Gar nicht so selten geht es sogar ins Sechsstellige hinauf. Kaum ein Mensch mit Handicap kann das finanziell aus eigener Tasche stemmen. Wer keiner Erwerbsarbeit, ehrenamtlichen Tätigkeit oder Ausbildung nachgeht, hat gegenwärtig jedoch kaum eine Chance, finanzielle PKW-Hilfen vom Staat zu bekommenn. Das betrifft beispielsweise auch Familien mit einem behinderten Kind.
Der Verein Mobil mit Behinderung, den Heinrich Buschmann gründete, kümmert sich um genau dieses Problem. Ganz praktisch leisten ehrenamtliche Beraterinnen und Berater wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe, wenn es für Einzelpersonen oder Familien darum geht, ein behindertengerechtes Auto finanzieren zu müssen. Insbesondere Stiftungen springen häufig bei der Finanzierung mit ein.
Heinrich Buschmann interessiert nach Kräften aber auch Politikerinnen und Politikern für das Thema Nachteilsausgleich. „Es gibt keine Garantie auf ein gesundes, unbeschwertes, nicht behindertes Leben. Keiner ist vor einer Behinderung sicher. Die Gesellschaft sollte sich im Klaren darüber sein, dass es morgen jeden treffen kann und aus dieser Erkenntnis heraus den Willen, die Kraft und Motivation entwickeln, die Nachteile jedes Einzelnen auszugleichen“, sagt Heinrich Buschmann. Deshalb seien auch die Ausgestaltung des Bundesteilhabegesetzes, das aktuell im Bundesarbeitsministerium entworfen wird, und eine ausreichende Mittelausstattung Themen für alle Menschen, nicht nur für die Politik und Behindertenverbände.
Zu den Forderungen des Vereins Mobil mit Behinderung gehören:
Gesellschaftliche Teilhabe durch individuelle Mobilität, unabhängig davon, ob jemand einer Beschäftigung nachgeht oder nicht, und der Ausbau des barrierefreien öffentlichen Verkehrs. Die Kostenübernahme für persönliche Assistenz unabhängig von Vermögen und Einkommen. Familien, die ihr Kind zuhause pflegen, sollen in Höhe der Kosten für eine Heimunterbringung unterstützt werden.
Heinrich Buschmann: „Ich werde es nie schaffen, meine Behinderung den gesetzlichen Bestimmungen anzupassen. Der Gesetzgeber sollte Gesetze so formulieren, dass die durch meine Behinderung entstehenden Nachteile einen Ausgleich erfahren.“