Viele Menschen fragen sich, bin ich tatsächlich gesund? In einem Seminar, organisiert von der Region Vogelsberg Touristik GmbH über „Barrierefreies Reisen“ fand eine Sensibilisierungsschulung statt. Neben Theorie bestand sie aus praxisnahen Anwendungsübungen. „Es ist wichtig, die Unentbehrlichkeiten der Zielgruppe mit Handicaps zu identifizieren und den Blickwinkel für sie zu öffnen“, so die Veranstalter. Das eintägige Seminar richtete sich an die Tourist-Informationen und Gastronomen. Aus diesem Grund fand die Veranstaltung in Schotten/Burkhards im Landgasthof „Zur Birke“ statt, Gastronom Axel Winter nahm selbst teil.
Referentin Gisela Moser von der Firma MosGiTo zeigte, dass das Thema im Tourismus längst angekommen ist. Es betrifft viele Menschen unter uns. Hierzu zählen Personen mit Behinderungen im engeren Sinne, die körperliche, geistige oder seelische Handicaps durchleben. Sie sitzen im Rollstuhl, sehen sehr schlecht bzw. nicht mehr oder leiden an Schwerhörigkeit. Dazu gehören ebenso chronische Erkrankungen, wie Zuckerkrankheit und Multiple Sklerose. Auch die Zielgruppe der Altersbehinderungen ist wichtig. Durch den demographischen Wandel, der Tatsache, dass es immer mehr ältere Menschen gibt, steigt auch die Zahl der Touristen mit Altersbehinderungen beispielsweise sind es Mobilitätseinschränkungen und Altersdiabetes. Eines wird deutlich: Das, was für Menschen mit Handicap lebenswichtig ist, ist ein besonderes Angebot für alle, für alle Personen bietet sich ein Vorteil. Analphabeten, sprachbehinderte Menschen, Leute mit vorübergehenden Unfallfolgen, Übergewichtige, Eltern mit Kinderwagen oder Reisende mit schwerem Gepäck, auch Schwangere profitieren von barrierefreien Elementen. Es könnte eines der Ziele unserer Gesellschaft sein, dass jeder Mensch das touristische Angebot nutzen kann – unabhängig von seiner körperlichen oder geistigen Beschaffenheit. Hieraus ergeben sich viele Herausforderungen für den Tourismus in der Region.
Der Umgang mit Menschen und deren Handicap war Bestandteil der Sensibilisierung. „Allein durch meine Anwesenheit werden Barrieren überwunden, ich handele intuitiv und biete meine Hilfe an“, sagte eine Teilnehmerin. Wir müssen Verständnis für einander haben, die Grenzen erkennen und die Barrieren überbrücken. Mitleid möchte keiner der wachsenden Zielgruppe.
Gisela Moser zeigte „Best-Practice“-Beispiele der Region. Am Standort des Seminars sind bereits viele barrierefreie Elemente vorhanden. Das Carehotel Niddasee plant einen barrierefreien Auftritt, Eröffnung ist im Sommer 2016. In 2011 erhielt die „Stadtführung im Sitzen“ in Herbstein die Auszeichnung des Hessischen Tourismuspreises. Nach einer Situationsanalyse werden seit 2011 in Frankfurt kontinuierlich Angebote geschaffen. Dazu gehören Projekte, bei denen die Zielgruppe selbst mitwirkt.
Neben dem Fachwissen erfuhren die Teilnehmer den faszinierendsten Effekt des Tages durch das Nachempfinden verschiedener Handicaps, darunter das Sitzen im Rollstuhl. Abschließend sagten die Teilnehmer: „Wir werden das in unserem Team vortragen. Vielleicht können wir einiges davon umsetzen.“
Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung hat der Hessen Agentur GmbH nahegelegt, das bundesweit einheitliche Kennzeichnungssystem für barrierefreie Angebote umzusetzen. Es wurde kooperativ von Behindertenverbänden, Tourismusverbänden, Landesmarketingorganisationen und der AG barrierefreie Reiseziele in Deutschland e.V. entwickelt. Die Kennzeichnungsstufen reichen von der „Information zur Barrierefreiheit“ bis „Barrierefreiheit geprüft“.
In der Region Vogelsberg hat Corinna Schmidt an einer mehrtägigen Ausbildung zum zertifizierten Erheber für das Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ des DSFT, Deutsches Seminar für Tourismus (DSFT) Berlin e.V. – die Tourismusakademie, erfolgreich teilgenommen. Sie kann touristische Institutionen sowie Angebote zum Thema Barrierefreiheit zertifizieren.