Seit nunmehr 60 Jahren setzt sich die Aktion Mensch – Deutschlands größte private Förderorganisation im sozialen Bereich – für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung sowie die Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen ein. In den Jahren ihres Bestehens hat sie mehr als 5,4 Milliarden Euro an soziale Projekte in ganz Deutschland weitergegeben, um die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung sowie Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern.
Die Aktion Mensch wurde 1964 von dem ZDF-Journalisten Hans Mohl als gemeinnütziger Verein gegründet, zunächst unter dem Namen Aktion Sorgenkind. Anlass war der Contergan-Skandal Anfang der 1960er Jahre, bei dem die Einnahme eines Schlafmittels zu Fehlbildungen bei 5.000 Neugeborenen führte. Mohl entwickelte daraufhin die Idee, durch eine Lotterie sowie durch Spenden im Unterhaltungsfernsehen Geld zu sammeln, um die Lebensbedingungen von Kindern mit Behinderung zu verbessern und Menschen mit Behinderung mehr Sichtbarkeit in der Gesellschaft zu verschaffen. Die Sendung „Vergißmeinicht“ wurde am 9. Oktober 1964 somit zur Geburtsstunde der Aktion Sorgenkind.
Im Jahr 1981 kam es schließlich zu einem gesellschaftlichen Wendepunkt: Im „Internationalen Jahr der Behinderten“ trat eine neue, emanzipatorische Bewegung in Erscheinung: die sogenannte Krüppelbewegung. Menschen mit Behinderung berichteten öffentlich von alltäglichen Diskriminierungserfahrungen und kritisierten die Darstellung von Behinderung durch die Aktion Sorgenkind und das ZDF. Schon wegen ihres Namens wurde die Soziallotterie als Symbol einer diskriminierenden gesellschaftlichen Haltung gegenüber Menschen mit Behinderung wahrgenommen.
Aufgrund der anhaltenden Kritik suchte die Aktion Sorgenkind in den folgenden Jahren nach einer neuen Rolle zwischen Wohlfahrtsverbänden, Selbsthilfeverbänden und Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderung. Die Krise wurde zur Chance für einen Paradigmenwechsel, der sich 1995 in der Kampagne „Ich will kein Mitleid. Ich will Respekt“ erkennen ließ. Menschen mit Behinderung traten als selbstbewusste Akteure und Akteurinnen auf, die einen Umgang auf Augenhöhe und gleichberechtigte Teilhabe fordern. Im Jahr 2000 folgte ein weiterer konsequenter Schritt in Richtung eines Paradigmenwechsels: die Umbenennung in Aktion Mensch.
In 60 Jahren hat die Sozialorganisation viel für eine inklusive und barrierefreie Gesellschaft in Deutschland erreicht – und in Zukunft noch viel vor.
Foto: Aktion Mensch e.V.