Zugvögel, Esskastanien, Hirschbrunft und Braukunst: Den Herbst in Deutschland barrierefrei genießen

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Bunte Wälder und warmes Licht, Wein- und Erntefeste, Natur- und Kulturentdeckungen ohne Hochsaison-Trubel: Für viele ist der Herbst die schönste Reisezeit. Auch zahlreiche Regionen in Deutschland laden mit besonderen saisonalen Erlebnissen zur Auszeit zwischen Sommer und Winter ein. Davon sind einige überraschend barrierefrei. Vier Tipps für Menschen mit und ohne Behinderung.

Ausgebaute Uferwege und barrierefreie Rastplätze: Das Fränkische Seenland ist ein Paradies für Handbikefahrer, Foto: Jens Wegener, Vertrag DZT
Ausgebaute Uferwege und barrierefreie Rastplätze: Das Fränkische Seenland ist ein Paradies für Handbikefahrer, Foto: Jens Wegener, Vertrag DZT

Ostfriesland: Vogelzug und Wattenmeer

Im Herbst erlebt Ostfriesland ein faszinierendes Naturschauspiel: Millionen Zugvögel rasten auf dem Weg nach Afrika entlang der Nordseeküste. Im Wattenmeer, das reich an Würmern, Muscheln und Krebsen ist, füllen sie ihre Energiespeicher für den Weiterflug auf. Die Region feiert das Ereignis vom 11. bis 19. Oktober mit den Zugvogeltagen. Mehr als 350 Veranstaltungen sind geplant: Führungen, Vorträge und natürlich Vogelbeobachtungen. Höhepunkt ist das große Zugvogelfest am 19. Oktober in Horumersiel.

Gäste mit Mobilitätsbeeinträchtigung, die mehr über den Lebensraum Watt erfahren möchten, können beispielsweise in Schillig oder Norddeich mit einem Wattmobil – einem speziellen Rollstuhl mit Ballonreifen – an einer geführten Tour durch das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer teilnehmen. Die heilende Wirkung des Meeres spüren Gäste im nach „Reisen für Alle“ zertifizierten Thalasso Meeres Spa in Horumersiel mit Meerwasserpool, Saunabereich und einem breiten Angebot an wohltuenden Anwendungen.

Zu den neuen Highlights unter den barrierefreien Unterkünften gehören die Fünf-Sterne-Ferienhäuser „Arngast“ und „Voslapp“ des Feriendomizils Nordstern in Norden-Norddeich. Dank Aufzug sind alle Etagen bequem erreichbar, die Türbreiten sind für Rollifahrer optimiert. Zur besonderen Ausstattung gehören eine finnische Sauna, ein Whirlpool und ein Fitnessraum. Handbiker lockt die 22 Kilometer lange Thementour „Land und Leute“ mit gut ausgebauten Wegen, startend nahe der Touristinfo Norddeich.

Ein weiterer Tipp für Naturgenießer mit und ohne Einschränkungen ist der zwölf Kilometer lange Zwischenahner Meerweg in Bad Zwischenahn, einer der schönsten Wanderwege Norddeutschlands. Auch der Park der Gärten mit über 40 Themengärten, Rollstuhl- und Rollatorverleih, Blindenbrunnen, Braille-Broschüren und Tanzglockenspiel lädt dazu ein, Gartenvielfalt barrierefreundlich und mit allen Sinnen zu entdecken.

Südliche Weinstraße: Kastanienfeste und Weinkultur

Die Region Südliche Weinstraße (Rheinland-Pfalz) ist berühmt für ihr mildes, sonnenreiches Klima. Hier gedeihen Feigen, Kiwis, Zitronen und sogar Mandeln! Die beiden bekanntesten regionalen Erzeugnisse sind jedoch die Esskastanie, hier liebevoll „Keschde“ genannt, und der namensgebende Wein. Beides wird im Herbst ausgiebig – und barrierefrei – gefeiert.

Die Kastanientage in der Pfalz sind ein herbstliches Genuss- und Kulturfestival, das jedes Jahr vom 1. Oktober bis 15. November stattfindet – mitten in der Reifezeit der Esskastanien. Ein Highlight ist das barrierefreie Kastanienfest in Annweiler am Trifels vom 3. bis 5. Oktober – ausgezeichnet als „Pfälzer Fest für Alle“.

Ein beliebter herbstlicher Treffpunkt für Weingenießer ist vom 5. August bis 2. November dieStraußwirtschaft im Aloisiushof des Wein- und Sekthauses Alois Kiefer in Sankt Martin. In gemütlicher Atmosphäre serviert das nach „Reisen für Alle“ zertifizierte Haus Weine aus eigener Herstellung und hausgemachte Pfälzer Spezialitäten.

Zum aktiv-barrierefreien Naturerlebnis lädt die Wanderung von der Totenkopfhütte zum Johannesbrunnen durch das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen ein. Die beliebte Hütte ist nach „Reisen für Alle“ zertifiziert, der fünf Kilometer lange Weg ist rollstuhlgeeignet. Kulturell Interessierte können auf dem Rundweg „Bildstöcke und Flurkreuze“ durch Maikammer die Geschichte der Region entdecken. Infos zu Wegen, Sehenswürdigkeiten und Barrierefreiheit bietet die kostenlose SÜW-App.

Auf dem Keschdeweg können Rollstuhlfahrer an der Südlichen Weinstraße barrierefrei wandern, Foto: JackSenn, Bildarchiv Südliche Weinstraße e. V.
Auf dem Keschdeweg können Rollstuhlfahrer an der Südlichen Weinstraße barrierefrei wandern, Foto: JackSenn, Bildarchiv Südliche Weinstraße e. V.

Eifel: Naturschauspiel Hirschbrunft

Wilde Natur, Artenreichtum, landschaftliche Schönheit: Der Nationalpark Eifel zählt zu den eindrucksvollsten Naturräumen Deutschlands. Dank langjähriger Initiativen für mehr Barrierefreiheit in der Region kommen auch Besucher mit Einschränkungen der Natur ganz nah. Inklusives Highlight ist der Natur-Erlebnisraum Wilder Kermeter mit taktilem Leit- und Informationssystem, Sitzgelegenheiten und Picknickplätzen.

Ein spannendes, herbstliches Naturschauspiel in der Eifel ist die Hirschbrunft. Im September und Oktober, während der Paarungszeit, sind die Rothirsche auffällig aktiv und häufig auch am Tag zu sehen. Eine barrierefreie Aussichtsplattform bietet gute Sicht auf die umherstreifenden Tiere.

Ein Vorzeigeprojekt für inklusives Naturerleben ist der etwa zwei Kilometer langeNaturerkundungspfad Wilder Weg, der am Parkplatz Wilder Kermeter beginnt. Mit Forscherstationen, Kletterstrecke und Wildnisschaukel macht er den Lebensraum Eifel verständlich und erfahrbar – für alle Altersgruppen und Fähigkeiten.

Zu den vielfältigen barrierefreien Naturerlebnismöglichkeiten in der Eifel gehören auch diekostenfreien barrierefreien Rangertouren, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen zugeschnitten sind, sowie diebarrierefreien, von Rangern begleiteten Schiffstouren auf dem Rursee. Diese starten von April bis Oktober am ersten und dritten Montag im Monat von barrierefreien Anlegern. Im Anschluss lohnt sich eine Einkehr im barrierefreien Imbiss „Seppi’s Eck“ direkt am Rurseeufer.

Fränkisches Seenland: Paradies für Wasservögel

Auch im Fränkischen Seenland südwestlich von Nürnberg erleben die Besucher schützenswerte Natur. Im Rahmen eines zukunftsweisenden Projekts zur Wasserversorgung sind hier sieben neue Freizeitseen entstanden, die mit ihren naturbelassenen Uferzonen Rückzugsorte für seltene Vogelarten sind.

Größtes Schutzgebiet ist die Vogelinsel im Altmühlsee. Rund 300 Arten leben im 200 Hektar großen Biotopkomplex. Bei barrierefreien Schifffahrten mit der MS Altmühlsee oder geführten Touren können Besucher mit und ohne Einschränkungen Seeadler und Singschwäne beobachten. Auch individuelle Erkundungen sind möglich – dank barrierefreiemRundweg und Aussichtsturm.

Das Fränkische Seenland gilt übrigens – dank der gut ausgebauten Uferwege, barrierefreier Rastplätze und Verleihmöglichkeiten für Spezialräder – als besonders handbikefreundlich. Ein Klassiker für Armkraftradler ist die 13 Kilometer lange Tour um den Altmühlsee. Ein besonderes Fortbewegungsmittel stellt der Erlebnisbauernhof „Waldpädagogik by Kirchenbauer“ in Stirn am Großen Brombachsee bereit: ein E-Dreirad für zwei Fahrer mit oder ohne Handicap.

Zur Begegnung mit der berühmten Fränkischen Brautradition lädt das barrierefreie MuseumHopfenBierGut in Spalt. Die Stadt blickt auf über 1000 Jahre Hopfenanbau zurück und ist bekannt für ihren Spalter Aromahopfen, eine der ältesten reinen Aromasorten Europas. Im Museum erfahren Besucher interaktiv alles über Anbau, Braukunst und Bieraroma. Vier Erlebnisbereiche und die ProBierBar laden zum Genießen und Entdecken des „flüssigen Goldes“ ein – ein Genuss für alle Sinne. 

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