DSQ Innovationspreis 2014 für die Entwicklung des JACO-Roboter-Greifarms

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Den DSQ Innovationspreis 2014 erhielt die Firma Kinova Robotics, in Deutschland vertreten von Orfomed, für JACO, den Roboterarm. Der Preis für soziales Engagement ging an die Bergbahnen des Aletsch-Gletschers. Von li.: Sharon v. Wietersheim, DSQ Kuratorium, Heinz Imhasly, Seilbahnen Aletsch-Gletscher, PD Dr. Rainer Abel, Vorsitz DSQ Vorstand, Melanie Huml, Bayerische Gesundheitsministerin, Johann Kreiter, AG Urlaub/Fördergem. der Querschnittgelähmten, Richard Garon, Kinova Robotics, Montreal.
(Foto: DSQ, Nürnberg)

Die diesjährige feierliche Verleihung des Innovationspreises der DSQ Deutsche Stiftung Querschnittlähmung durch die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml und des Preises für besonderes soziales Engagement durch das Kuratoriumsmitglied Sharon von Wietersheim fand im Botanikum in München statt. In ihrer Rede machte Huml deutlich, dass technische Forschung und menschliches Verständnis Hand in Hand gehen müssen, um Barrierefreiheit zu realisieren.

Sie unterstrich: „Die Teilhabe am Leben und ein möglichst selbstständiges Handeln – das muss das Ziel all unserer Bemühungen sein. Eine besondere Anerkennung verdienen dabei Unternehmen und Personen, die dafür forschen und dabei auch bereit sind zu investieren. Die Deutsche Stiftung Querschnittlähmung fördert Lösung, die Querschnittlähmung und ihre Folgen überwinden helfen.“ Besonderes Augenmerk richtet die Ministerin auf die Prävention. Es gehe darum, Gefahren in Beruf und Freizeit zu erkennen und zu reduzieren. Sie begrüßte daher ausdrücklich das Projekt der DSQ „No Risk – No Fun?“

Im Rahmen der Veranstaltung informierten Dr. Rainer Abel, Vorsitzender der DSQ, und Prof. Gerner, Vorsitzender des Stiftungsrates, über die Stiftung und ihre Aktivitäten, wie auch über aktuelle statistische Zahlen zum Stand der von Querschnittlähmung Betroffenen. Als Gastrednerin gab Dr. Florence Bareyre, Forschungs-Gruppenleiterin am Institut für klinische Neuroimmunologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, einen Überblick zu dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung im Bereich der Grundlagenforschung der Neurobiologie im Bereich der Nervenzellen im Rückenmark.

DSQ Innovationspreis 2014

Mit dem Innovationspreis zeichnet die DSQ – Deutsche Stiftung Querschnittlähmung Entwickler und Arbeitsteams aus, die sich mit der Planung und Realisierung einer Maßnahme zur Verbesserung der Lebensqualität Querschnittgelähmter verdient gemacht haben. Der Innovationspreis ist mit einer Urkunde, einer Skulptur und mit Eur 5.000,- ausgestattet. Der Preisträger 2014 ist das Unternehmen Kinova, Montreal, Kanada, in Deutschland von Orfomed vertreten. Der Laudator Dr. Rüdiger Rupp, Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, stellte die Entwicklung des „Jaco“, eines Roboterarms vor, der mit großer Präzision hilft Bewegungen im Alltag zu bewältigen. Insbesondere bei Aktivitäten, die dem Benutzer ein unabhängiges Leben ermöglichen, wie zum Beispiel Essen, Trinken, die Bewegung von Objekten, das Ergreifen von Gegenständen, die tägliche Körperpflege, aber auch die Kommunikation.

PD Dr. Rainer Abel, Chefarzt Querschnittzentrum Klinikum Bayreuth, Vorsitzender des Vorstandes der DSQ, Nürnberg: „Die DSQ hat sich bei der Verleihung des diesjährigen Innovationspreises für den Roboterarm Jaco entschieden, weil uns als Deutsche Stiftung Querschnittlähmung überzeugt hat, wie sich die Lebenssituation der Anwender durch dieses technische Hilfsmittel zum Positiven verändert. So können Betroffene ein flexibleres und selbstbestimmtes Leben führen, ihren Alltag gestalten und erleben durch Jaco deutlich größere Autonomie.“

DSQ – Preis für besonderes soziales Engagement

Bisher verlieh die DSQ den Preis für besonderes soziales Engagement an Personen, die sich in besonderem Maße für die Belange der Querschnittgelähmten eingesetzt haben. In 2014 wird der Preis erstmals an ein Unternehmen verliehen, die Aletsch-Arena Bettmeralp, Schweiz, vertreten von Heinz Imhasly, Geschäftsführer der Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn AG. Nicht zuletzt der Erfahrungsbericht von Johann Kreiter, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Urlaub und Reisen der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten, gab den Ausschlag für diesen Preisträger.
Das UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch wird auf einer Länge von 23 km vom längsten Eisstrom der Alpen umrandet. Vom Bettmerhorn und Eggishorn bietet sich ein einzigartiger Blick auf diese weltbekannten Walliser Alpen mit den 40 Viertausender Gipfeln, u.a. mit Eiger, Mönch, Jungfrau, Wannenhorn und Finsteraarhorn.

Die Aletsch Arena AG hat in einem großen Projekt mit viel Aufwand dieses Naturschauspiel und faszinierende Panorama auch für Rollstuhlfahrer erreichbar gemacht. Von den Zufahrten, über die Restaurant-Nutzungen, die Lifte bis zu den Besichtigungswegen auf über 2.700 m Höhe wurden alle Vorkehrungen getroffen, um Rollstuhlfahrern dieses einzigartige Erlebnis zu vermitteln.

Die Bergbahnen transportieren von den Talgemeinden Mörel, Betten Talstation und Fiesch bis zu 5.000 Besucher je Stunde auf die autofreie Hochebene des Aletschgletschers in ca. 2.220 m. Ob Parkplätze für Rollstuhlfahrer, Rolli-Toiletten, der leichte Zugang zu den Liftkabinen und die gut vorbereiteten Besichtigungswege, selbst in 2.700 m Höhe – eine umsichtige und umfassende Planung und Umsetzung haben hier eine vorbildliche Inklusions-Lösung geschaffen. Der Preis wurde von dem DSQ-Kuratoriumsmitglied Sharon von Wietersheim überreicht, nicht zuletzt bekannt als Regisseurin des Films „Zeit, die man Leben nennt“, der sich um die Belange von Querschnittgelähmten verdient gemacht hat.

Querschnittlähmung: Forschung und Statistik

PD Dr. Rainer Abel, Vorsitzender des Vorstandes der DSQ und Leiter des Querschnittzentrums an der Klinik Hohe Warte, Bayreuth, stellte die aktuellen Zahlen im Bereich Querschnittlähmung vor. Unter Querschnittlähmung wird eine Kombination von Symptomen verstanden, die bei Unterbrechung der Nervenleitungen im Rückenmark auftreten. Der Lähmungsgrad wird angegeben nach dem verletzten Segment der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Paraplegie bezeichnet Lähmungen im Brust- und Lendenbereich. Gelähmt sind damit Rumpf, Beine und innere Organe. Bei der Tetraplegie befindet sich die Lähmung im Bereich der Halswirbelsäule. Hier sind auch zusätzlich Arme und Hände gelähmt.

Jedes Jahr rechnet man mit ca. 1.800 neuen Fällen von Querschnittlähmung, gesamt sind es in Deutschland ca. 100.000. Die Ursachen liegen in den Bereichen:
* Erkrankungen ca. 37 %
* Verkehr ca. 26 %
* Sonstige Unfälle ca. 15 %
* Arbeitsunfälle ca. 10 %
* Sportunfälle ca. 4 %
* Badeunfälle ca. 3 %,
* Suizid und Tötungsversuche ca. 5 %

Von der Gesamtzahl der Querschnittgelähmten sind ca. 62% Paraplegiker und 38 % Tetraplegiker, 40 % sind Komplett- und 60 % Inkomplett-Gelähmte. Bei der Verteilung nach Geschlecht sind 69% Männer und 31 % Frauen betroffen. Die Behandlungskosten eines Patienten belaufen sich, bezogen auf die lebenslange Betreuung und Behandlung, auf ca. 1,2 bis 1,75 Mio. Euro.

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