Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Frühförderung, Medizin, Therapie, Pädagogik und Rehatechnik tauschten sich vom 20.-22. November in München zur praktischen Anwendung und Einsatz der ICF-CY in allen Lebensbereichen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus. Mit deutlichen Worten appellierte die bayerische Beauftragte für die Belange behinderter Menschen, Irmgard Badura, an die anwesenden Fachleute, die Chancen, die in der Nutzung der ICF als gemeinsame Sprache liegen, aktiv zu nutzen. Die ICF dient als weltweit einheitliche Nomenklatur zur Beschreibung von Krankheit, Behinderung, aber auch persönlichen Ressourcen der Patienten und ihres Umfeldes.
Diese differenzierte, menschliche Sicht, die behinderte Kinder und Jugendliche nicht nur auf ihre Defizite reduziert, sondern auch Stärken und Möglichkeiten ihres Lebens beschreibt, ist gerade auch bei der Umsetzung der Inklusion und der Entwicklung von Transitionsmodellen von der Kinder- in die Erwachsenenmedizin dringend notwendig.
Vom Beginn an unterstützt rehaKIND e.V. die Implementierung der ICF im deutschsprachigen Raum, die Stiftung Pfennigparade in München präsentierte sich als Gastgeber, der täglich in allen Lebensbereichen Inklusion und Teilhabe ins „richtige Leben“ der Bewohner und Schüler übersetzt.
In den Workshops und Vorträgen ging es ganz konkret um
- Studienergebnisse zur ICF-CY Nutzung weltweit
- Unterschiedliche ICF-CY – IT-Programme und online Anwendungen
- ICF-CY in der Sonderpädagogik, in SPZs sowie in Behinderteneinrichtungen und Kliniken
- ICF-CY Nutzung im transdisziplinären Team
- Verschiedene Dokumentationssysteme mit ICF-CY
- Bedeutung der personbezogenen Faktoren und Umweltfaktoren
- Hilfsmittelnutzung im Zusammenhang mit der ICF-CY.
Eindrücklich waren die live-sessions mit betroffenen Eltern und Jugendlichen, welche die Bedeutung vorurteilsfreier Kommunikation und Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Fachleuten und Familien immer wieder in den Vordergrund rückten.
Auch Irmgard Badura rückte die Wünsche, individuellen Bedarfe und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt der Arbeit der transdisziplinären Teams. Immer wieder müssen alle Beteiligten ihre Haltungen, Worte und Wertungen reflektieren und die Perspektive der Betroffenen einnehmen. Sie schloss in ihrem Vorwort: „Deshalb setze ich mich für eine ICF- basierte Bedarfsermittlung ein, nicht nur bei Kindern und Jugendlichen. Ich fordere sowohl die Leistungsträger und Leistungserbringer in Gestalt der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege auf, endlich systematisch ICF- basierte Planung und Bedarfsermittlung zu entwickeln und verbindlich einzuführen. Dies wird aber nicht ausreichen, wir brauchen weitere Veranstaltungen so wie die heutige, damit solche Instrumente die Praxis erleichtern und die Frage der Haltung systematisieren. Transdisziplinarität ist die Voraussetzung für gelingende Teilhabe, die Entwicklung einer entsprechenden inklusiven Haltung in den Institutionen, sagt etwas über deren Willen aus, ob sie sich wirklich auf dem Weg zu einem inklusiven Gemeinwesen befinden.“
Die nächste gemeinsame ICF-Anwenderkonferenz findet vom 9.-11. Juni 2016 in der Pädagogischen Hochschule Zürich statt, 2017 sind Frankfurt und 2018 Hamburg in Planung.
Der volle Wortlaut des Grußworts von Irmgard Badura unter www.rehaKIND.com.