Für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer sind Rampen, Treppenstufen oder Kopfsteinpflaster oft unüberwindbare Hindernisse. Studierende aus dem Fachbereich Informatik der Hochschule Darmstadt (h_da) haben unter der Leitung von Prof. Bettina Harriehausen-Mühlbauer eine App für Smartphones entwickelt, die Rollstuhlfahrende bei der mobilen Navigation unterstützt. „Wheel Guide“ zeigt mittels Ampelfarben an, ob der Weg barrierefrei (grün), eingeschränkt barrierefrei (orange) oder nicht zu bewältigen ist (rot). Dann wird eine barrierefreie Alternativroute empfohlen. Im März soll die App nur auf der CeBIT in Hannover vorgestellt werden.
Die empfohlene Route richtet sich auch nach den Angaben, die der Rollstuhlfahrende in seinem Profil macht. Hier kann er eingeben, ob er alleine fährt, wie seine derzeitige Verfassung ist oder ob er in Begleitung unterwegs ist. Begegnen dem Rollstuhlfahrenden auf seinem Weg unvorhergesehene Hindernisse, zum Beispiel umgestürzte Bäume oder auf dem Weg stehende Mülltonnen, kann er diese als temporäres Hindernis eigenhändig eingeben. Auch komplett neue Routen können eingetragen werden, Nutzerinnen und Nutzer können die App somit jederzeit erweitern. Diese interaktive Funktionalität unterscheidet „Wheel Guide“ von bereits auf dem Markt befindlichen Orientierungssystemen für Rollstuhlfahrerinnen- und fahrer.
Für die Darstellung der Routen greift die App über eine technische Schnittstelle auf das Kartenprogramm „Open Street Map“ zu und nutzt hier die Funktionalität der so genannten „Points of Interest“, mit denen Sehenswürdigkeiten markiert werden. „Wheel Guide“ markiert hingegen Barrieren, etwa Treppen, Engstellen oder Passagen mit einem schlechten Untergrund, mit eigens dafür entworfenen Barriere-Symbolen (Buttons). Die Nutzerinnen und Nutzer erfahren mit einem Klick auf die eingetragenen Buttons mehr über die jeweilige Barriere: wie viele Stufen hat die Treppe? Wie eng ist der Weg? Fotos liefern weitere Informationen zu Beschaffenheit und Position des Hindernisses. „Wheel Guide“ hat hierbei eine Genauigkeit von drei Metern.
„Wheel Guide soll es Rollstuhlfahrenden ermöglichen, in einer unbekannten Gegend sicher von A nach B zu finden und diese Route mit Gewissheit auch alleine zu schaffen“, sagt Prof. Bettina Harriehausen-Mühlbauer. Im „Wheel Guide“-Prototyen ist Darmstadt inzwischen vollständig erfasst, über eine Kooperation mit der Abteilung Rollstuhlbasketball des Basketballclubs Darmstadt wurden zahlreiche Routen auch schon getestet. Über Kooperationen mit dem Projektbüro des Beirats von Menschen mit Behinderungen (bmb) der Stadt Heidelberg und dem Straßenverkehrsamt der Stadt Weiterstadt sollen weitere Städte folgen. Zur „Wheel Guide“-App sind zudem derzeit mehrere Bachelorarbeiten in Vorbereitung.
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