Finale der Sitzvolleyball-Europameisterschaft im westfälischen Warendorf, Top-Favorit Bosnien-Herzegowina hat die ersten beiden Sätze jeweils knapp gewonnen und steht im dritten Satz kurz vor der Entscheidung. 24:15 führt der amtierende Weltmeister und Paralympics-Sieger – doch das deutsche Team gibt sich nicht geschlagen.
Punkt um Punkt holen die Lokalmatadoren auf und wehren begleitet vom frenetischem Jubel der zahlreichen Zuschauer insgesamt acht Matchbälle ab. Doch die Sensation blieb aus, Bosnien erzielte den Siegtreffer und holte sich in der Sportschule der Bundeswehr den EM-Titel. Die deutsche Mannschaft zeigte eine tolle Leistung zum Abschluss, verlor allerdings nach jeweils knappen Sätzen mit 0:3 (22:25, 19:25, 23:25).
„Wir hätten gerne einen Satz gewonnen, auch für die phänomenalen Zuschauer. Allerdings waren die eingespielten Bosnier in den entscheidenden Phasen cleverer und haben verdient gewonnen. Den Weltmeister und Paralympics-Sieger zu bezwingen, wäre ein Traum gewesen. Doch auch so war es ein würdiger Abschluss, gerade vor dieser tollen Kulisse“, resümierte Deutschlands Spielführer Heiko Wiesenthal und fügte an: „Wir sind super zufrieden, haben Silber gewonnen und dürfen nächstes Jahr nach Rio fliegen.“ Man habe gemerkt, sagte Cheftrainer Rudi Sonnenbichler, dass das Halbfinale gegen Russland unglaublich viele Körner gekostet habe, sowohl körperlich als auch emotional. „Die Jungs waren platt und haben trotzdem bis zum Schluss gekämpft und nie aufgegeben. Davor ziehe ich meinen Hut“, so Sonnenbichler.
Im zweiten Satz lag das deutsche Team vorübergehend sogar mit 9:6 in Führung und ärgerte den Favoriten wie noch keine Mannschaft zuvor in diesem Turnier. Im dritten Satz schienen die Bosnier sogar kurzzeitig zu verzweifeln, als Deutschland vor den Augen von DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher mit tollen Angriffen und spektakulären Blöcken acht Punkte in Serie erzielte. Doch letztlich gewannen die großgewachsenen Europameister verdient die Goldmedaille, während die Deutschen sich nach sechs intensiven Tagen in der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf über Silber freuten – und über die Erfüllung des großen Traums, im nächsten Jahr bei den Paralympics in Rio dabei sein zu dürfen. Vielleicht gelingt dann das Wunder gegen die scheinbar übermächtigen Bosnier. „Bis dahin“, sagte Deutschlands Alex Schiffler mit einem Augenzwinkern, „müssen wir aber noch etwas wachsen“.