Der Pole Darek Fidyka war seit einem Messerangriff, bei dem ihm das Rückenmark durchtrennt wurde, von der Hüfte abwärts gelähmt. Polnische Chirurgen haben dem Mann, der laut englischen Medien 38 oder 40 Jahre alt sein soll, Stützzellen des Geruchssinns (olfaktorische Hüllzellen) in seine Wirbelsäule verpflanzt. Diese wirkten, wie der britische Forscher Geoffrey Raisman vom Londoner University College erklärt, wie eine „Brücke“ und ließen das durchtrennte Rückenmark zusammenwachsen – Fidyka kann wieder gehen und spricht von einer „Wiedergeburt“. „Der Patient spürt Bewegung der Extremitäten und der Gelenke“, berichtet der Neurochirurg Pawel Tabakow von der Universitätsklinik Wroclaw (Breslau). „Mit Hilfe spezieller Orthesen kann er aus dem Rollstuhl aufstehen und 10 bis 15 Meter gehen.“
Während die einen diesen Erfolg als „beeindruckender als ein Mond-Spaziergang feiern“, warnen Kritiker vor verfrühtem Enthusiasmus. „Eine Zauberformel gegen Querschnittslähmungen haben die Kollegen nicht gefunden“, kommentiert Frank Rainer Abel, Vorsitzender der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie. Es gebe viele Arten von Querschnittlähmung, und damit nicht das eine Erfolgsrezept, so Abel. Außerdem berge eine Operation am Rückenmark starke Risiken.
Simone Di Giovanni vom Imperial College London kritisiert außerdem, dass es keinen wissenschafltlichen Beweis gebe, dass die Operation ausschlaggebend für den Erfolg des Patienten sei. Die bisherige Forschung habe strittige Ergebnisse hervorbracht. Geoffrey Raisman, der die Methode entwickelt hatte, beschreibt die Bedingungen beim polnischen Patienten als besonders gut. Der Schnitt wäre glatt und nur acht Millimeter breit gewesen. „Ich erwarte bestenfalls, dass es beim klinischen Erfolg große Unterschiede geben wird, weil das Gewebe, das sie reparieren wollen, so komplex ist und das Ausmaß des Schadens bei jedem Patienten anders ist“, so der englische Forscher.