RSV Lahn-Dill verwandelt ersten Playoff-Matchball

Play Off Rollstuhlbasketball
Überragender Auftritt von Thomas Böhme (#13), hier gegen (v.l.) Mustafa Korkmaz (#5), Annika Zeyen (#4, verdeckt), Reo Fujimoto (#14) und Robin Poggenwisch (#7). Foto: Armin Diekmann

In einem rassigen Spiel zweier absoluter Spitzenmannschaften hat sich Titelverteidiger RSV Lahn-Dill am Samstagabend im zweiten Playoff-Halbfinale mit 76:54 (23:20/43:34/62:44) gegen die BG Baskets Hamburg durchgesetzt. Vor rund 1.100 Besuchern in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle war der Heimerfolg gleichzeitig das 2:0 in der „best-of-three“ Serie und damit der vorzeitige Einzug in die Finalserie um die Deutsche Meisterschaft. Hier treffen die Wetzlarer nun auf das RSB Team Thüringen, das sich im zweiten Halbfinalduell mit einem 80:45 über Zwickau ebenso klar durchsetzten konnte.

Nach vier Erfolgen in der EuroLeague II in Wien traten die Hamburger wie erwartet mit dem nötigen Selbstbewusstsein in Wetzlar auf und erinnerten vor allem in den Anfangsminuten wenig an die Mannschaft, die noch vor zwei Wochen an der Elbe eine empfindliche Heimniederlage gegen den Titelverteidiger einstecken musste. Dem 4:6 (2.) durch den Japaner Hiroaki Kozai ließ dessen Landsmann Reo Fujimoto nur 40 Sekunden später das 7:8 (3.) aus Sicht der Hausherren folgen.

Doch der RSV hatte an diesem Samstag drei Trümpfe in der Hand, die er erfolgreich in die Waagschale werfen sollte: das Duo Thomas Böhme und Steve Serio sowie eine vielleicht noch wichtigere gesunde Portion Geduld. Ohne vom Anfangsdrang der Hanseaten aus der Ruhe gebracht zu werden, zauberte vor allem der US-Amerikaner Serio eine lupenreine Leistung auf das Parkett und sorgte mit zwei Dreiern und seinem bereits 13. Punkt in der achten Spielminute für das 21:13.

Aber auch die Norddeutschen ließen sich zunächst nicht verunsichern, agierten taktisch diszipliniert und hatten nach zwei Dreiern des Niederländers Mustafa Korkmaz und des Japaners Kozai kurz nach dem Beginn des zweiten Viertels den 23:22-Anschluss geschafft. In dieser Phase zeigte sich das schnelle und attraktive Spiel den Zuschauern in seiner sehenswertesten Art. Taktische Teamleistung ebenso wie individuelle Einzelaktionen sorgte immer wieder für Szenenapplaus. Spiel zwei der „best-of-three“ Serie bot so alles was ein Playoff-Spiel auszeichnet und damit viel Unterhaltungswert.

Während die Hausherren jedoch über vierzig Spielminuten die Konzentration auf hohem Niveau halten konnten, leisteten sich die Norddeutschen immer wieder kurze Auszeiten. Im zweiten Viertel war es vor allem Nationalspieler Thomas Böhme, der diese für seine erst 22 Jahre überaus kaltschnäuzig ausnutzte. So war die bis dato höchste Führung mit 38:24 (16.) in der Offensive überwiegend sein Verdienst. Doch Böhme konnte sich dabei auf eine erstklassige Zuarbeit verlassen, für die an diesem Tag insbesondere Lowpointer Björn Lohmann Bestnoten von seinem Trainer Nicolai Zeltinger erhielt: „Björn hat heute gezeigt, dass er einer der weltbesten 1,0-Punkte-Spieler ist! Das war eine Leistung, die nicht jedem sofort ins Auge fiel, aber beim genaueren Blick ihre Qualitäten entfaltete.“

Aber auch nach dem Seitenwechsel ließen sich die Hanseaten zunächst nicht wirklich abschütteln und waren beim 47:40 (24.) weiter auf Tuchfühlung und im Playoff-Rennen noch längst nicht geschlagen. Doch die aufgrund des hohen Tempos nun notwendig werdenden Wechsel auf Seiten der Gäste, sollten in der zweiten Hälfte des dritten Viertels ihren Tribut zollen. Steve Serio war es, der nach seinem vierten Dreier im sechsten Versuch zum 50:40 (25.) einen Lauf einläutete, der zunächst das 59:44 (29.) erzwang und spätestens beim 72:48 (34.) den Widerstand und die Zuversicht bei den BG Baskets Hamburg brechen ließ.

„Es ist immer wieder beeindruckend wie die Mannschaft von Spiel zu Spiel die richtige Konzentration und Intensität findet“, so Nicolai Zeltinger in seinem Fazit, dem er hinzufügte: „Der Faktor Geduld war heute einer der ausschlaggebenden Punkte für den Erfolg in Spiel zwei.“ So beendete der RSV nach dem 83:45-Erfolg an der Elbe die Halbfinalserie mit einem 76:54 an der Lahn vorzeitig. In der Endspielserie trifft der Titelverteidiger nun auf seinen größten Herausforderer RSB Team Thüringen, das sich nach dem 82:55 in Zwickau nahezu zeitglich am Samstag mit einem 80:45-Kantersieg ebenso souverän für die Finalserie qualifizierte. Die Wetzlarer müssen dabei zunächst auswärts antreten (11. oder 12. April), ehe Spiel zwei und ein mögliches drittes Spiel am 18. und 19. April in Wetzlar stattfinden. Bereits am kommenden Samstag kommt es im Halbfinale des DRS-Pokals in Hamburg zu einem ersten Schlagabtausch und Beschnuppern der beiden großen RBBL-Kontrahenten.

Lahn-Dill: Steve Serio (30/4 Dreier), Thomas Böhme (26), Michael Paye (11), Dirk Köhler (9), Joe Bestwick, Annabel Breuer, Jan Haller, Björn Lohmann, David Amend (n.e.), Christopher Huber (n.e.), Felix Schell (n.e.), Marco Zwerger (n.e.).

Hamburg: Hiroaki Kozai (17/1), Mustafa Korkmaz (13/1), Reo Fujimoto (16), Mareike Miller (2), Robin Poggenwisch (2), Desiree Miller, Jan-Niklas Neuroth, Gesche Schünemann, Annika Zeyen.

RBBL, Playoff-Halbfinale „best-of-three“
Spiel #1
BSC-Rollers Zwickau RSB Team Thüringen 55:82
BG Baskets Hamburg RSV Lahn-Dill 45:83
Spiel #2
RSB Team Thüringen BSC-Rollers Zwickau 80:45
RSV Lahn-Dill BG Baskets Hamburg 76:54
Playoff-Stand
RSB Team Thüringen BSC-Rollers Zwickau 2:0
RSV Lahn-Dill BG Baskets Hamburg 2:0

 Andreas Joneck

 

 

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