Seit Mitte März läuft das Abenteuer Weltreise im Rollstuhl von Nora Welsch aus Baden-Baden. Inzwischen hat sie vier Länder bereist und schon einige Tiefen, aber vor allem auch viele Höhen miterlebt. Trotz Ländergrenzen hat sie schon eines festgestellt: Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist grenzenlos.
Von Kenia bis Ägypten – von Safari bis zu den Pyramiden
Im März startete die Reise von Frankfurt nach Kenia. Nora wurde zu Beginn von ihrem Bruder begleitet und war dann mit Freunden in Ostafrika unterwegs. Es gab einen Sonnenbrand für einen Teil der Gruppe, aber das gehört eben zum Reisen dazu. Nora teilt auf Instagram ihre Abenteuer, wie zum Beispiel eine Safari-Fahrt mit ihrem Bruder und Begegnungen mit Elefanten. Von Kenia ging es weiter nach Dubai, wo sie den Ramadan erlebte und sich in der Stadt fortbewegte. Nachdem ihr Bruder abreiste, musste sie sich neu orientieren, aber die schönen Erlebnisse halfen ihr, die Zweifel zu überwinden. Im Oman verbrachte sie eine Nacht unter dem Sternenhimmel am Strand – ohne Rollstuhl. Diese Erlebnisse hatten Nora monatelang vorbereitet und sie genoss das Gefühl von Freiheit.
Doch die vielen schönen Erlebnisse drängen die schweren Gedanken schon bald wieder in den Hintergrund. Von Dubai reiste sie weiter in den Oman. Dort verbrachte sie unter anderem auch eine Nacht unter dem Sternenhimmel am Strand – ohne Rollstuhl. Genau auf diese Erlebnisse hatte sich Nora monatelang vorbereitet und gefreut: das Gefühl von Freiheit.
Die Kultur kennenlernen ist der Weltreisenden genauso wichtig, wie Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten zu machen, oder einfach nur die Sonne genießen. Mit ihrem Rollstuhl stößt sie da immer wieder auch an Grenzen.
Barrierefreiheit ist relativ – mit dem Rollstuhl ist Gelassenheit gefragt
Vom Oman ging es weiter nach Ägypten und dort war die erste Station Kairo mit einigen Schwierigkeiten. Auf der Suche nach passenden Unterkünften hatte Nora im Vorfeld viel recherchiert und soweit möglich auf Barrierefreiheit abgeklopft. Doch die Realität war oft eine andere. Zwar gab es im Haus der Unterkunft einen klapprigen Fahrstuhl, aber bis dorthin mussten erstmal zahlreiche Stufen überwunden werden. Auch das Badezimmer bot kaum Platz für Hilfsmittel. Das bedeutete deutlich mehr Arbeit für die Assistenten.
So sieht es aus, wenn eine Unterkunft in Kairo als „barrierefrei“ gilt: Jeden Tag muss Noras Rollstuhl auseinandergebaut werden, weil oft die Kofferräume von Taxis und anderen Fahrzeugen zu klein sind. Dabei schwingt auch immer ein bisschen Angst mit. Ein Außenteil ist unterwegs auch schon mal verloren gegangen, aber kurze Zeit später glücklicherweise wieder aufgetaucht. Inzwischen nimmt die Weltreisende das aber schon einigermaßen gelassen hin. Anders geht es auch gar nicht.
Immer zwei Assistenten begleiten Nora auf ihrer Weltreise, die sich im vergangenen Herbst für das Abenteuer beworben haben. Unter anderem auch der 21-jährige Vincent aus Calw, der inzwischen seine Pflegeausbildung abgeschlossen hat. Seit Anfang April ist er mit dabei. Die Stimmung ist jedenfalls sehr gut. Bis zur Reise hatten sich Nora und Vincent nur einmal getroffen. Doch das Bauchgefühl hat gepasst. Jetzt sind sie bis Ende Juni gemeinsam mit der 25-jährigen Anna aus Nürnberg, der zweiten Assistentin, unterwegs.
Anna fällt besonders auf, wie selten bei Unterkünften Infos über Bäder zur Verfügung stehen. Mit dem Rollstuhl braucht Nora deutlich mehr Platz und auch für die Umsetzhilfe ist genügend Raum wichtig.
Am Donnerstag bricht Nora Welsch mit ihren Assistenten nach Tokio auf. Es wird ein großer Kontrast, diese riesige Metropole in Japan zu erleben. Von dort soll es dann weiter in andere asiatische Länder gehen. Unter anderem stehen Thailand oder die Philippinen auf der Wunschliste.
Danach soll es dann langsam wieder Richtung Deutschland gehen. Ende Juni muss Nora Welsch die Weltreise für einen geplanten Zwischenstopp unterbrechen. Aber bis dahin warten noch weitere Erlebnisse weit weg von Zuhause.
BILDER: SWR aktuell