Deutschlands Para Radsportler sind auf Medaillenjagd: Am zweiten Wettkampftag der Weltmeisterschaften im niederländischen Emmen haben Michael Teuber, Matthias Schindler und Kerstin Brachtendorf im Zeitfahren das Medaillenkonto auf insgesamt vier Edelmetalle aufgestockt. Teuber und Schindler gewannen Silber, dazu gab es Bronze.
Im Zeitfahren der Klasse C1 der Männer waren mit Erich Winkler, Pierre Senska und Titelverteidiger Michael Teuber drei Deutsche am Start. Teuber (BSV München) zeigte eine starke Leistung und konnte sogar eine höhere Wattleistung treten als bei seinem Sieg bei den Paralympischen Spielen 2016 in Rio. Doch Aaron Keith (USA), der bisher in der Klasse C2 gestartet war und dort 2014 den WM-Titel im Zeitfahren gewann, wurde unmittelbar vor der Weltmeisterschaft in die Klasse C1 der Fahrer mit größeren Einschränkungen umklassifiziert. Keith stellte die Bestzeit auf, Teuber war mit 30:01,74 Minuten der Zweitschnellste und gewann Silber. Erich Winkler (TV Geisenhausen) wurde Siebter, Pierre Senska (BPRSV Cottbus) fuhr auf den achten Rang.
„Mit meiner Leistung bin ich absolut zufrieden“, war Teubers Fazit. „Ich hatte eine tolle Vorbereitung und konnte meine Leistung in vollem Umfang abrufen. Aber es ist schade, wenn im paralympischen Sport Leute einfach umklassifiziert werden und sich den Titel schnappen. Es ist auch ein Fingerzeig Richtung Tokio, denn ich kann nächstes Jahr nicht einfach zehn Watt mehr treten. Ich freue mich über die Silbermedaille, zumal es auch eine wichtige Leistung im Qualifikationsprozess für Tokio ist. Aber es hat einen faden Nachgeschmack, dass die Klassifizierung so einen Einfluss hat.“
Kerstin Brachtendorf (BPRSV Cottbus) war anders als die meisten anderen ohne Leistungsmessgerät unterwegs und fuhr eine Zeit von 30:54,89 Minuten. „Ich fahre Zeitfahren nach Gefühl“, sagte die 47-Jährige aus Mendig. „Das hört sich für viele seltsam an und funktioniert auch bei vielen nicht. Mein Gefühl war heute gar nicht gut, ich dachte nur, ich muss immer Druck auf dem Pedal haben, mich auf dem Rad so klein wie möglich machen, und kurbeln, was geht. Umso überraschter war ich über Bronze“, sagt Brachtendorf und fügt an: „Eine Medaille habe ich mir niemals ausgerechnet. Ich bin mehr als zufrieden, es ist die Krönung einer super Straßensaison.“
Für die dritte Medaille des Tages sorgte Matthias Schindler in der Klasse C3. Als Vizeweltmeister 2018 gehörte Schindler mit zu den Favoriten und fuhr ein gutes Rennen. Er kam nach 42:17,14 Minuten ins Ziel – es war die zweitbeste Zeit. Gold gewann David Nicholas (Australien). „Ich konnte das abrufen, was ich mir vorgenommen habe“, sagte Schindler. „Ich bin die drei Runden relativ gleichmäßig gefahren. Es hat brutal weh getan, aber das ist klar. Die Favoriten habe ich hinter mir gelassen, so dass ich am Ende gehofft hatte, dass es vielleicht für ganz oben reicht. Doch ich hätte heute nicht schneller fahren können. Ich freue mich extrem über den zweiten Platz – es ist für mich keine Niederlage, sondern ein Gewinn der Silbermedaille.“